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Juliane Vogel: Die Unbeherrschbarkeit der Szene. Potentiale einer beweglichen Form.

Die Szene ist eine volatile und bewegliche Form. Ihrer ursprünglichen Bedeutung „Zelt“ nach bezeichnet sie eine provisorische Struktur, die überall errichtet und wieder abgebaut werden kann. Der Vortrag verfolgt dieses Merkmal des Provisorischen in historischer Perspektive, im Kontext des Dramas und darüber hinaus. Er untersucht das Potential einer Form, die auch dann, wenn sie wie im Drama integriert und auf dem Theater sesshaft wird, weiterhin in Bewegung ist. Szenen versetzen das Gefüge in Unruhe, in das sie eingebunden sind. Der Vortrag will in einem historischen Teil den Versuchen nachgehen, die sich darauf ausrichteten, die Szene zu disziplinieren, zugleich aber das politische Potential einer Form aufzeigen, die überall dort, wo sie hinkommt, neue Erscheinungsräume eröffnet.

Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise der Demokratie westlicher Prägung, auf die vielerorts die Rückkehr zu autoritären Herrschaftsformen und Strukturen antwortet, lädt die Ringvorlesung Künstler*innen und Wissenschaftler*innen aus dem Umkreis des Theaters und der Performance sowie der mit ihnen beschäftigten Wissenschaften dazu ein, sich über das Verhältnis von Theater und Demokratie Gedanken zu machen. Dabei sollen einerseits die gegenwärtigen Probleme und Krisen der klassischen Vorstellungen von Demokratie reflektiert werden: Die nur global zu lösenden Probleme Migration, Erderwärmung und ökonomische Monopolisierung, die mit der Globalisierung verbundene Entwertung der alten Akteure und Institutionen, etwa der Nation und ihres Parlaments, die Erkenntnis der Mitverantwortung des Westens und seiner Wirtschaftsordnung an einer großen Zahl der gegenwärtigen Probleme. Andererseits soll aber auch gefragt werden, welcher Mensch oder welches Subjekt auf die so beschriebenen Herausforderungen wird antworten können?