Jetzt ist ja Herbst, und während du dir langsam eine Decke zurechtruckelst, und dir von Marlene ein Liebesgedicht von Joe Ringelnatz vorlesen lässt, wird dir auf einmal ganz leicht zumute.
Alles wird vorstellbar: Eben noch ein paar Drohbriefe schreiben und eine Wiederaufnahme erzwingen, oder mal entschlossen die Voraussetzungen benennen, die es braucht, um Genuss zu empfinden.
Etwas nachwirken lassen, ohne dass es eine*n gleich wieder in eine Orga versinken lässt, beginnen, auf das Kommende sich zu freuen, und sich zu sagen: Ich bin mit Zuversicht erfüllt.
Marlene und Hannes führen ein ruhiges Gespräch und gehen langsam an einigen Fragen entlang, jetzt nicht direkt auf der Suche nach Antworten, die sich dann aber doch dort irgendwo herumtreiben, auf der Probebühne, auf der Stage am Abend, am Staubsauger in der Nacht.
Ist es jetzt etwa schon Genuss, wenn man in Ruhe isst?
Wie bitte?
Ja, doch, auch die Pause, die Mahlzeit, die nötigen, sind Genuss.
Spazieren einfach so, nicht, weil es dem Muskelaufbau dient, für den Boxfilm, den man dreht.
Was passiert, wenn wer (im Arbeitskontext) etwas will, aber nicht kann, aus Mangel und Not, und es trotzdem tut, aus Not und Mangel? Wie oft kann ich meine Möglichkeiten ignorieren und vor lauter Plänen ohne ordentliche Mittagspause mit Ratatouille und Nudeln im Bauch verklebt losrennen?
Man gönnt sich selbst nicht, nicht im Stress zu sein, gesteht es sich nicht zu. Gleichzeitig kann hat man Lust auf vieles.
Man steht im Leben unter der Herrschaft der heiligen Trinität von MÖGEN, WOLLEN, KÖNNEN.
Wollen kann Können sein, wenn die Zukunft in Gegenwart verwandelt wird durch Begeisterung.
Oder Können und Wollen werden eins im Nicht von Nicht-mehr-Können und Nichts-mehr-Wollen.
Will ich jetzt hier sitzen hmmm
Nein
Will ich nach Hause gehen hmmm
Nein
Und dann?
Wie machen es denn jetzt die anderen Leute?
Ah, ok, dann geht der jetzt spazieren, aha, da geht der spazieren
Wäre das was für mich?
Nach der Show, um runterzukommen, eskalieren (H. P. Baxxter)
Ich aber komme nicht in die Ruhe
Erstmal für sich abchecken
Was hat heute gut getan, vielleicht mache ich das mal morgen wieder so
ENTLASTUNG UND BELASTUNG
Marlene probt mit dem Ensemble Moderne
Was passiert, wenn ich mit dem spiele, was da ist?
Was, wenn eine Person aus dem Publikum während der Vorstellung geht, gerade wenn ich im Begriff bin zu meinem Solo zu schreiten?
Anpampen und bloßstellen, entehren und enterben und entlassen?
Oder doch eher eine musikalische Pause setzen?
Es ist gut, wenn man jeden Tag verschiedene Genüsse hat
Wir reden über Nacktheit auf der Bühne (die eigene und die der anderen)
Wir suchen einen Umgang mit der Macht der Blicke
Theater: Es kommt darauf an, wie wir uns im Publikum verhalten, selbst wenn wir im Dunkeln sitzen, und vielleicht gar nichts gesagt haben
Und dann?
Dann gehe ich mit den Kolleg*innen eine Runde, lege einen Ortswechsel hin und gehe ins Kino, zusammen oder allein
Und dann?
„Dann hatte ich eine Idee, und die hat nicht gestimmt, aber jetzt habe ich etwas anderes erfahren“ (MSH)
Und da
Da wär’s gewesen
Genuss on a daily Basis
Genuss normalisiert
„Ich habe dich so lieb“ (Joachim Ringelnatz)
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