Renate Fellinger stammt aus einem kleinen Ort in Oberösterreich. Nach Haupt- und Fachschule widersetzt sie sich alteingesessenen Geschlechterklischees, die im ländlichen Berufsleben der 90er-Jahre noch gang und gäbe sind: Sie erlernt den Tapezierer-Beruf, bearbeitet auf testosteronschwangeren Baustellen Wände und Böden, restauriert Möbel, beseitigt Brandlöcher in abgewetzten Dorfdisko-Sitzbänken. Alles verläuft in geordneten Bahnen – und dennoch fehlt etwas. Nach knapp zehn Jahren wagt Renate Fellinger einen radikalen Schnitt. Sie geht im Rahmen des europäischen Freiwilligendienstes nach London und erlebt dort, inmitten von Millionen unterschiedlicher Lebensentwürfe, eine Initiation: Dank ihrer handwerklichen Fähigkeiten findet sie Zugang zu Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Sozialarbeit und Großstadtleben: Beides lässt Renate Fellinger fortan nicht mehr los.
Folge 22 von MenschMensch markiert gleichzeitig der Auftakt zur zweiten Staffel. Sie erzählt die Geschichte einer Frau, die den rauen Ton der Baustelle gegen den turbulenten Alltag in einer Einrichtung für wohnungslose Frauen eingetauscht hat. Ein Alltag, der ihr viel abverlangt und ebenso viel zurückgibt.