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Das Modular-Synthesizer-Event

Jörg Sunderkötter

Noch im Eingangsbereich treffe ich Freund, Mentor und langjährigen Chefredakteur von Keyboards und Sound&Recording Jörg Sunderkötter. Völlig überrascht frage ich ihn:
Jörg, was treibt dich zur Superbooth?
Die alte Liebe zu analogen und modularen Synthesizern. Außerdem kann man hier auch sehr gut alte Freunde und Kollegen aus der Branche treffen.
Was sind für dich die Highlights?
Mein persönliches Highlight ist die anstehende Version von Bitwig Studio 3.0 und der modularen Erweiterung The Grid. Das ist ein Modular-Synthesizer in der DAW. Ich durfte schon einen Blick darauf werfen und ich bin wirklich begeistert.
Was glaubst du, wo die Modular-Szene in fünf Jahren steht? Glaubst du, dass der Hype ins Stagnieren kommt, oder ist da sogar noch mehr Potenzial?
Das ist schwierig zu sagen. Das Wichtigste ist, dass die Leute schrauben, mit Sounds experimentieren, mal aus der Box rauskommen, irgendwas zusammenstöpseln und Spaß damit haben. Man muss ja nicht unbedingt professionell Musik damit machen.

Anatol Locker

Zwei Meter weiter treffe ich Modular-Künstler und den früheren Keyboards-Autoren Anatol Locker.
Blöde Frage: Was machst du denn hier?
Ich habe während der Superbooth in einem Club einen kleinen Gig zusammen mit Florian Anwander, da spielen wir als ambioSonics rein elektronische Musik. Außerdem spiele ich noch mit meiner lieben Kollegin Martha Bahr als Lucid Grain hier auf der Seebühne.
Ihr habt auch gerade ein gemeinsames Album rausgebracht …
Es gab jetzt ein Re-Release von unserem alten Album mit zwei neuen Tracks. Das kommt jetzt als Japan-Version bei unserem Label Modularfield heraus. Die zweite gemeinsame Platte erscheint im Herbst.
Welche Rolle spielten Modular-Synthesizer bei der Produktion?
Eine absolut zentrale Rolle. Wir machen es immer so, dass wir uns gegenseitig kleine Schnipsel zuwerfen, damit wir ungefähr wissen, was uns musikalisch erwartet. Dann jammen wir eine halbe bis dreiviertel Stunde mit unseren Kisten darüber, nehmen das als Live-Set auf und suchen uns dann die schönsten Passagen heraus. Die Auswahl wird dann noch ein kleines bisschen bearbeitet, ohne neue Sachen dazu aufzunehmen, und dann veröffentlicht.
Gibt es Sachen, die du dir hier unbedingt anschauen musst?
Absolut! Ich arbeite sehr gerne mit den Geräten von Elektron, die ich auch ganz früh für das Magazin getestet habe. Mich interessiert deshalb, was sie mit der neuen Digitone gemacht haben. Es gibt außerdem eine ganze Menge an Modulen, die ich mir anschauen möchte, zum Beispiel die neue Slime Line von Doepfer. Das ist hier ein bisschen wie Pokemon sammeln nur mit echtem Geld. (lacht)

Dieter Doepfer

Ich bin dein Vater. Nach der Empfehlung von Anatol dachte ich, schaue ich doch mal beim Vater des Eurorack-Systems Dieter Doepfer vorbei.
Dieter, ich habe gehört, du hast eine neue Kollektion, die Slim Line?
Wenn man so will, ja! (lacht) Im Endeffekt ist es nicht wirklich was Neues, sondern es gab alles schon vorher, jetzt aber in einem wesentlich kleineren Formfaktor. Wir haben vorwiegend Module mit 4 TE Breite, die vorher 8, 10 TE oder noch breiter waren. Dazu zählen Mixer, Filter, Hüllkurve, LFOs, und alles mit 4 TE Breite. Das war ein Wunsch der User, die live auf der Bühne mehr Platz in ihrem Rack brauchen.
Wo liegen wir da preislich?
Das ist unterschiedlich. Ein paar Module liegen bei ca. 80 Euro, der Mixer liegt beispielsweise bei 50 Euro. Wir haben auch noch ein Modul mit einer 10-TE-Front und einem kompletten kleinen Synthesizer inkl. VCO, VCF und VCA, einem Hüllkurven-Generator, Suboktave und vielem mehr. Der wird um die 160 Euro kosten.
Was sagst du dazu, dass Behringer in den Synth-Markt eingestiegen ist und vielleicht auch Module herstellt?
Ich glaube, dass der Markt groß genug ist. Es wird sicher so sein, dass Einsteiger auf Behringer zurückgreifen. Wenn man sich allerdings auf dem Eurorack-Markt umschaut, gibt es da mittlerweile tausende verschiedene Module. Behringer wird da sicher bei den Basics mitmischen. Es gibt aber auch so viele Exoten, wo Behringer sich aufgrund der geringen Stückzahlen bestimmt nicht einmischen wird.
Du giltst ja als Vater des Eurorack-Systems. Ist das eine Bezeichnung, die dich manchmal nervt oder bist du da einfach nur stolz drauf?
Da bin ich in erster Linie stolz drauf! Es ist für uns einfach gut gelaufen, das war reiner Zufall. Es war auch nicht geplant, dass es sich so entwickelt. Es ist nicht mein Verdienst, sondern der der Anwender. Ich danke ihnen, dass sie es zu dem gemacht haben, was es jetzt ist.

**Die Superbooth 2019 **

Zum Schluss spreche ich mit meinem Kollegen Lukas Bilz aus der Redaktion von Gitarre&Bass, der zum ersten Mal die Superbooth besucht hat.
Lukas, drei Tage Superbooth sind vorbei. Was ist dein Eindruck?
Es war super, aber auf jeden Fall krasser als gedacht. Das waren so viele Eindrücke durch die vielen Musiker, die vielen Aussteller und der riesigen Fläche. Ich glaube, ich muss das erst einmal verarbeiten. (lacht)
Das beginnt ja schon mit der Location. Das FEZ ist ein Freizeitzentrum, im Foyer steht eine riesige Kletterburg mit Bällebad und Rutsche. Ein Teil der Aussteller ist in einer Turnhalle untergebracht, wo man auf dem Weg hin an einer Schwimmhalle vorbeikommt und Leute auf dem Flur stehen und sich die Haare föhnen.
Ich war davon im ersten Moment etwas irritiert. Am letzten Tag liefen dann Erwachsene und Kinder im Anzug oder schicken Kleidern rum, weil dort wohl irgendwie eine Konfirmation war. Die Location ist total verwinkelt und weitläufig. Deshalb ab ich am zweiten Tag noch Sachen entdeckt, die ich vorher noch nicht gesehen hatte.
Konntest du auf der Seebühne oder in den Gesprächskonzerten irgendwelche spannende Acts sehen?
Ich habe einige Acts gesehen, bei denen ich zufällig vorbeigekommen bin. Deshalb kann ich jetzt gar nicht sagen, welche das waren. Mario Hammer und Richard Devine hätte ich gerne noch gesehen, aber da waren wir leider schon weg. Daniel Miller konnte ich allerdings noch sehen. Für Programm war also definitiv gesorgt.
Es liefen viele Artists einfach auf dem Flur rum. T.Raumschmiere hat man ständig gesehen und sogar Jean-Michel Jarre. Das war für mich wirklich ein Highlight, ihn dort als Besucher zu sehen. Was sagst du generell zum Besucheraufkommen und den Modular-Nerds?
Die Aussteller können definitiv zufrieden sein. Es war teilweise schon echt richtig voll. Ich habe viele YouTuber gesehen, die man kennt, wenn man sich mit der Materie beschäftigt.
Zu den Nerds würde ich mich auch zählen. (lacht) Aber klar, es liefen viele bunte Vögel herum, was aber zur Superbooth gehört und die Veranstaltung ausmacht. Und generell war die Stimmung schon sehr locker.
Bist du nächstes Jahr wieder dabei?
Auf jeden Fall!
Ich auch! [9052]

UDO Super6

Für viele ein Highlight: Der Super 6 der neuen Entwicklerbude UDO aus Bristol. Ein Synthesizer mit digitaler Klangerzeugung und analogen Filter, an dessen Entwicklung Axel Hartmann beteiligt war, der bereits mehrere Synths für Waldorf entwickelte.

Uno Drums

Ein Drumcomputer als Ergänzung zum UNO Synth: Der UNO Drum!

www.superbooth.com