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Wer davon nicht reden will, schafft es ab (©Armin Thurnher)

Für den ORF wird 2023 zu einem Schicksalsjahr: Zum einen muss, nach  einem Urteil des Verfassungsgerichts, seine Finanzierung neu geregelt  werden – die bisherige GIS-Gebühr muss entweder ausgeweitet oder durch  eine Abgabe für alle Haushalte ersetzt werden. Oder er wird künftig aus  dem Bundesbudget finanziert – jährliche Verhandlungen mit der Regierung  zwecks Absicherung des Wohlverhaltens inklusive. Außerdem sollen dem  öffentlich-rechtlichen Medium durch eine Digitalisierungsnovelle ein  paar jener Steine aus dem Weg geräumt werden, die ihm dank des Lobbyings  der Zeitungsverlage dorthin gelegt wurden – etwa dass man Sendungen nur  sieben Tage lang nachhören bzw. nachsehen kann.

In der Zeit der Corona-Pandemie wurde der ORF verstärkt als  „Staatsfunk“ wahrgenommen. Auch dass er durch Parteipolitik bestimmt  werde, aufgeblasene Strukturen habe und nicht wirtschaften könne, hieß  und heißt es immer wieder. Die neue Hörfunkdirektorin Ingrid Thurnher  hat Sparmaßnahmen für Ö1 angekündigt und die Absicht, aus FM4 eine Art  „Ö3 für Junge“ zu machen. Parallel dazu haben gleich zwei Chefredakteure  des ORF wegen ihrer Willfährigkeit gegenüber ÖVP und FPÖ zumindest  kurzzeitig ein wenig zur Seite treten müssen. Und die grüne  Mediensprecherin hat überraschenderweise ihre Sympathie für die  Finanzierung des ORF aus dem staatlichen Budget erkennen lassen.

Wie sieht in diesem Umfeld die Zukunft des ORF aus? Welche Rolle soll  er gegenüber den kommerzialisierten Privatsendern einnehmen? Und sind  umfassende ORF-Gebühren für Alle zumutbar?

Darüber spricht Wolfgang Maderthaner mit dem Journalisten und Historiker Peter Lachnit.

Lachnit war ab 1984 im genossenschaftlich organisierten „Verlag für  Gesellschaftskritik“ aktiv und seit 1997 beim Radioprogramm Ö1. Dort war  er Redaktionssprecher und leitete von 2012 bis 2017 die Sendereihe  „Diagonal – Radio für Zeitgenoss:innen“. Den „Radiopreis der  Erwachsenenbildung“ hat er dreimal erhalten, 2016 den Dr. Karl  Renner-Publizistikpreis.

In „Kreiskys Wohnzimmer“ erläutert er, warum er keinen Widerspruch darin  sieht, in den 1980ern bei der Gründung der „ARGE österreichischer  Privatverlage“ dabei gewesen zu sein und heute für eine Stärkung des  öffentlich-rechtlichen Rundfunks einzutreten.