Die Beckenbodenmuskulatur kann, wie jeder andere Muskel, aus dem Gleichgewicht geraten und ein zu viel an Spannung aufbauen - was wir in der Physiotherapie als hypertone Muskulatur bezeichnen.
Wichtig an dieser Stelle ist:
Hypertonus als zu viel Spannung bedeutet nicht gleich viel Kraft!
Um zu wissen, wann ein zu viel an Spannung besteht, ist es wichtig zu verstehen, was der normale Tonus eines Muskels ist.
Und wie so häufig im Leben ist “normal” ein sehr breit gefasstes Spektrum.
Der “normale” oder auch Grundtonus deiner Beckenbodenmuskulatur ist also keine feste Variante sondern flexibel.
Ein funktionsfähiger Muskel kann flexibel auf Anforderungen reagieren -
ich möchte dir mit dem Beispiel der Blase und der Beckenbodenmuskulatur eine Vorstellung geben:
Du hast heute morgen schon deinen Tee und einen Saft getrunken, deine Blase füllt sich. Die Muskulatur deiner Blase gibt nach und dehnt sich (Speicherphase), um eine gewisse Menge Urin ansammeln zu können.
Gleichzeitig erhöht sich die Aktivität deiner Beckenbodenmuskulatur (Anspannung-Haltephase), um deine Blase zu unterstützen.
Irgendwann gehst du auf die Toilette und entspannst deine Beckenbodenmuskulatur, damit du pinkeln kannst.
Gleichzeitig aktiviert sich der Blasenmuskel und unterstützt die Entleerung.
Wir brauchen also eine Muskulatur, die einen ständigen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung kann.
Eine Muskulatur, die je nach Bedarf in einen höheren oder niedrigeren Tonus gehen kann.
Woran merke ich, dass meine Beckenbodenmuskulatur “verspannt” ist?
Auch hier gibt es kein “das ist DAS Anzeichen”, sondern diese Zeichen KÖNNEN Hinweise sein. (Abklärung immer ärztlich!)
häufiges Wasserlassen/Toilette aufsuchen
dann auf Toilette dauert es, bis der Urinstrahl kommt
wenn du dann urinierst, ist der Harnstrahl evtl schwach oder stotternd
Restharngefühl
Verdauungs-/Stuhlentleerungsschwierigkeiten
Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen
Schmerzen im Becken (Steißbein!)
Schmerzen im unteren Rücken
Hüftschmerzen
Schmerzen im Unterbauch
Schmerzen in der Sexualität
usw.
Diese Faktoren können körperliche Schmerzen beeinflussen:
biologische
soziale
psychische
Was genau bedeutet das?
Schmerzen sind selten auf DEN EINEN MUSKEL zurückzuführen.
Körperliche Schmerzen häufig von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wir sagen: multifaktoriell. Schmerz ist komplex.
Biologische, soziale und psychische Faktoren sind beispielsweise:
Glaubenssätze (z.B. “ich war noch nie besonders sportlich”)
Schlaf (zu wenig davon)
Ernährung
körperliche Fitness
Gemeinschaft/Beziehungen
Anerkennung/positive Emotionen
Widerstandsfähigkeit
Erwartung/Gelingen
Sinnhaftigkeit
usw.
Wodurch entsteht denn nun das zuviel an Spannung?
Ein hoher Muskeltonus entsteht durch viele verschiedene Faktoren, hier einige Punkte die den Tonus beeinflussen können:
dein Nervensystem
falsches Beckenbodentraining (an jeder Ampel kneifen)
Operationen
dysfunktionale Beziehung
Geburtserfahrung
Trauma (Grenzüberschreitungen jeglicher Art!)
ergänze gerne für dich...
Was kann ich mir selbst gutes tun, wenn ich zu viel Spannung in der Beckenbodenmuskulatur habe?
Hier gibt es kein Rezept, was für alle gilt.
Probiere für dich aus, denke an an die unterschiedlichen Ebenen (bio-psycho-sozial!) dabei:
Wärme/Kälte?
Stretching/leichtes Krafttraining?
Atemübungen/Meditation?
Verdauung regulieren?
Damm-Massage/Ansätze der Muskeln ausrollen?
ein unterstützendes Telefonat führen?
Lieblingsmusik hören?
Coaching/Beratung?
ins fühlen kommen
Trauma Release Exercises
ernst genommen werden!!!!
“You can't heal what you cant’t feel!”