Bist du vielleicht auch ein Mensch, der große Angst vor solchen Dingen wie Manipulation hat? Denkst du manchmal, Persönlichkeitsentwicklung sei Manipulation, da man da ja nicht mehr man selbst ist und nur noch eine Rolle spielt? Oder denkst du vielleicht sogar, du gibst dich dann komplett auf und wirst dadurch nur noch unglücklicher? Manipuliere ich mich selbst, wenn ich meine Glaubenssätze und somit meine Sicht auf die Dinge verändere? Manipuliere ich vielleicht sogar andere, weil sich in meinem Leben dadurch Vieles auch systemisch ändert? Solche Fragen sind berechtigt, denn persönliche Weiterentwicklung führt nun mal auch zu Veränderung. Veränderung kann auch schnell als bedrohlich wahrgenommen werden, da sie uns Menschen "Gefahr" signalisiert.
Für das Reptiliengehirn war es potentiell gefährlich, sich zu verändern, da jede Veränderung auch ein Lebensrisiko darstellte.
Forscher haben herausgefunden, dass nur 0,1% dessen, was der durchschnittliche Mensch tut, bewusst ist. Glaubenssätze sind wie ein programmierter Code, der uns so sein lässt, wie wir sind, der uns fühlen lässt, was wir fühlen und der uns unser Leben so leben lässt. Das klingt alles sehr passiv, ich weiß - alles passiert aufgrund unserer Glaubenssätze, aber genau das ist auch wirklich der Fall. Dadurch, dass wir fast ausschließlich unbewusst handeln, sind wir im Grunde unseren Glaubenssätzen ausgeliefert. Vor allem dann, wenn sie uns blockieren und daran hindern, etwas zu leben, das wir uns gern wünschen. Unsere Erfahrungen und Muster sind ein Filter, der uns niemals eine Art objektive Realität leben lassen wird. Das allein ist schon Manipulation. Klar, mit bestimmten Anlagen kommen wir auf die Welt - diese machen allerdings nur einen geringen Prozentsatz aus. der Großteil, der uns ausmacht, ist die Art, wie wir uns in der Welt orientieren und, was wir für wahr halten - und das haben wir erlernt.
Wenn wir uns anfangen zu verändern, kann es sein, dass unsere geliebten Mitmenschen dies als bedrohlich ansehen - auf der einen Seite, weil sie Verlustangst um ihren geliebten Menschen haben, denn es kann ja auch bedeuten, dass sich da jemand sehr stark entfernt und vielleicht sogar komplett entfremdet. Auf der anderen Seite kann die Tatsache, dass sich da jemand weiterentwickelt, den man sehr gut kennt, auch verletzend sein. Schließlich signalisiert diese Veränderung "Hey, auch du könntest es, aber du tust es nicht, weil du nicht willst." Sich bei Veränderungsprozessen mit der eigenen Verantwortung auseinanderzusetzen ist der aller wichtigste Schritt, um eine Veränderung überhaupt potentiell möglich zu machen. Das macht vielen Angst.
Dadurch wird das bessere Kennenlernen der eigenen Persönlichkeit und Muster schnell mit Manipulation verwechselt, weil man ja etwas an dem verändert, was gerade "normal" ist. Dabei ist nichts so wirklich "normal" - vielleicht durch die eigene Brille, ja. Aber ein "normal", so wie es gern verstanden wird, gibt es nicht. Als Normalwerte bezeichnet man Richtgrößen zur Beurteilung von Messgrößen (z.B. Laborwerte). Sie werden meist als Grenzwertbereiche (Normal- oder Referenzbereiche) angegeben, innerhalb derer sich die jeweiligen Messwerte von 95% einer repräsentativen Bevölkerungsgruppe befinden. Als kleines Beispiel: Für 99% aller Menschen ist es normal, sich morgens die Zähne zu putzen. Alles, was sich außerhalb dieses Normalwertes befindet, weicht von der Norm ab. Es bedeutet aber nicht, dass es falsch ist. Vor hunderten von Jahren war es für Menschen nicht normal, sich morgens die Zähne zu putzen oder täglich zu duschen, was noch lange nicht heißt, dass es deswegen als falsch interpretiert worden wäre.