Der zweite Teil des Zitats von Charles Reade besagt "Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen". Was ist damit gemeint und inwiefern können wir auch durch die Wahl unserer Worte unsere Gefühlswelt bzw. unser inneres Erleben beeinflussen?
Worte haben eine eine Wirkung, da wir mit Worten und Sätzen eine innere und individuelle Vorstellung und somit auch ein inneres Erleben verknüpfen. Mit dem "inneren Erleben" meine ich eine individuelle Vorstellung von Situationen, Dingen und Erlebnissen. Wenn ich z.B. sage "ich esse gern Kuchen", assoziiere ich damit meine persönliche Vorstellung, die definitiv von deiner abweichen wird. Wir verbinden dann damit vielleicht ein Bild, einen Geruch, einen Ton oder sogar auch ein Gefühl. Bildhafte Worte wecken in uns Assoziationen, welche wir uns zunutze machen können, um unser inneres Erleben und somit unser Verhalten zu beeinflussen.
Wie soll das jetzt funktionieren? In meiner letzten Podcastfolge habe ich ja z.B. davon gesprochen, dass laut ausgesprochene Affirmationen sehr nützlich sind, um unseren inneren Fokus und somit unsere Handlungen in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Affirmationen sind - einfach gesagt - Sätze, die etwas aussagen. Das kann ein Verhalten, aber auch ein Gefühl oder ein Glaubenssatz sein. Es können Aussagen über die Umwelt sein oder es kann die komplette Identität eines Menschen betreffen.
Ein kleines Beispiel: Jemand sagt über sich selbst "Ich bin ein Idiot.", dann ist das eine sehr krasse Aussage, weil es die komplette Identität dieser Person betrifft. Er oder sie sieht sich in seiner kompletten Identität als Idiot*in. In den allermeisten Fällen betrifft das, was die Person eigentlich über sich denkt, nicht die komplette Identität, sondern es betrifft nur einen winzigen Aspekt - vielleicht ein idiotisches Verhalten. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die Person als Ganzes ein/e Idiot*in ist. Das Problem an solchen Aussagen ist jedoch, dass, wenn wir so etwas wirklich denken und auch aussprechen, unser Unterbewusstsein davon ausgeht, dass das Idiot-sein sich auf uns komplett als Person bezieht. Wenn das wir erstmal nur denken - okay.... Aber sobald wir es aussprechen, sehen wir auch einen gewissen Wahrheitsgehalt in der Aussage, denn ansonsten würden wir es nicht aussprechen. Weiterhin gehen wir dann mit dieser Aussage in womöglich in Interaktion mit anderen Menschen - wir verpflichten uns also in Gewisser Weise auch auch dazu, hinter dieser Aussage zu stehen / uns dafür zu rechtfertigen, sobald unser Gegenüber darauf reagiert.
Das Gleiche gilt übrigens für Gedanken. Nur weil du über dich denkst, dass du etwas nicht kannst, heißt das noch lange nicht, dass das der Wahrheit entspricht. Du bist nicht deine Gedanken und du bist auch nicht deine Worte. Bei reinen Gedanken ist nur der Unterschied, dass du damit noch nicht in Interaktion mit anderen getreten bist. Sie sind einfacher revidierbar. Auf der anderen Seite kann man sich diesen Mechanismus unseres Unterbewusstseins zunutze machen und für sich selbst Affirmationen bauen, die dann laut aussprechen und neue neuronale Vernetzungen kreieren - darum soll es in dieser Folge gehen.