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Description

Das Gedicht '700 Intellektuelle beten einen Öltank an' zeichnet sich durch eine intertextuelle Tiefenstruktur aus. Thematisch geht es um den Einfluss der modernen Arbeitswelt und des technischen Fortschritts auf die Menschheit. Es geht um Entfremdung und fehlgeleitete Technikgläubigkeit - also um Themen, die heute nicht weniger aktuell sind als vor beinahe 100 Jahren.

700 Intellektuelle beten einen Öltank an

Ohne Einladung

Sind wir gekommen

Siebenhundert (und viele sind noch unterwegs)

Überall her,

Wo kein Wind mehr weht,

Von den Mühlen, die langsam mahlen,

Und den Öfen, von denen es heißt,

Daß kein Hund mehr vorkommt.

Und haben dich gesehen

Plötzlich in der Nacht,

Öltank.

Gestern warst du noch nicht da,

Aber heute bist nur du mehr.

Eilet herbei, alle

Die ihr abgesägt den Ast, auf dem ihr sitzet,

Werktätige!

Gott ist wiedergekommen

In Gestalt eines Öltanks.

Du Häßlicher,

Du bist der Schönste,

Tue uns Gewalt an,

Du Sachlicher!

Lösche aus unser Ich!

Mach uns kollektiv!

Denn nicht wie wir wollen

Sondern wie du willst.

Und bist du nicht gemacht aus Elfenbein

Und Ebenholz, sondern aus

Eisen.

Herrlich, Herrlich, Herrlich!

Du Unscheinbarer!

Du bist kein Unsichtbarer,

Nicht Unendlich bist du!

Sondern sieben Meter hoch.

In dir ist kein Geheimnis

Sondern Öl.

Und du verfährst mit uns

Nicht nach Gutdünken, noch unerforschlich

Sondern nach Berechnung.

Was ist für dich Gras?

Du sitzest darauf.

Wo ehedem Gras war

Da sitzest jetzt du, Öltank,

Und vor dir ist ein Gefühl

Nichts.

Darum erhöre uns

Und erlöse uns von dem Übel des Geistes

Im Namen der Elektrifizierung

Des Fordschritts und der Statistik!