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Description

Die Phänomene der Großstadt sind seit der Literaturepoche des Expressionismus fester Bestandteil der deutschen Lyrik. Häufig wird die Großstadt negativ bewertet, aber es gibt auch Ambivalenzen, insbesondere in zeitgenössischen Texten. Ich führe das an Paul Boldts Klassiker "Auf der Terrasse des Café Josty" vor und vergleiche dieses mit "Schwarz zu Blau" von Peter Fox und "Aufs Land" von Rainald Grebe.

Auf der Terrasse des Café Josty



Der Potsdamer Platz in ewigem Gebrüll

Vergletschert alle hallenden Lawinen

Der Straßentrakte: Trams auf Eisenschienen,

Automobile und den Menschenmüll.

Die Menschen rinnen über den Asphalt,

Ameisenemsig, wie Eidechsen flink.

Stirne und Hände, von Gedanken blink,

Schwimmen wie Sonnenlicht durch dunklen Wald.

Nachtregen hüllt den Platz in eine Höhle,

Wo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen

Und lila Quallen liegen - bunte Öle;

Die mehren sich, zerschnitten von den Wagen. –

Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest,

Vom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pest.