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Description

In dieser Folge geht es um ein Gedicht, das die Mechanismen im Umgang mit der Klimakrise offenlegt. Außerdem wird ein neuer methodischer Zugang zu Lyrik vorgestellt.

Die Kühe sind schuld

Die Kühe sind schuld
 am Schlamm am Schlamassel
am maßlosen Regen, hinterlassen
Paarhuferspuren im All
im allgegenwärtigen Klima,
killen den Himmel, die wahren
Sünder, heißt es, seien die Kühe.

Doch die wissen von nichts.
Verlangen nicht viel: Wollen nur grasen,
weiche Nasen ins Grün
drücken, das ihnen blüht,
in Ruhe muhen, Ruhe vor Fliegen,
in Ruhe auf Wappen posiern,
Almen bevölkern und tiefere
Wiesen als Schlumpen
mit Artgenossinnen schunkeln,
Färse sein, Milchkuh
ja, auch mal heilig, aber vor allem:
äsen, mahlen, vier Mägen
hegen, rülpsen und schließlich acht
bis zehn Fladen am Tag fabriziern.

Doch heißt es: Der Bock ist
die Kuh, die Mist baut, wenn sie
verdaut, sie ist wahnsinnig
schädlich fürs Atmosphärische
auf der Methanebene gänzlich
passé. Und sind die Kühe nicht
auch schuld an der Krise? Wir
dekretieren das elfte Gebot: Die Abschaffung
der Kühe tut Not.