Martin Kamer ist 1943 geboren und in Zug aufgewachsen. Mit 19 Jahren bricht er die Grafikerausbildung an der Kunstgewerbeschule in Luzern ab und zieht nach London um Kostüm- und Bühnenbild zu studieren. Dort erlebt er die wilden sechziger Jahre.
Martin Kamer erzählt von seiner Kindheit im Zug der fünfziger Jahre und von seiner musischen und gastfreundlichen Familie. Er schildert, was ihn in die Ferne gezogen hat und warum er nach über 50 Jahren nach Zug zurückgekehrt ist, dorthin, wo sein Elternhaus stand. Schon immer war sein Umfeld international geprägt; sein Grossvater lebte und arbeitete in Hongkong und Manila. Befreundet war er mit Julius Keiser, der nach seiner Rückkehr aus dem fernen Osten in Zug die Villa Hongkong erbauen liess. Die Mutter verbrachte ihre Kindheit in den USA, der Vater arbeitete in Paris, London und Barcelona.
Schon als Kind spielt Martin Kamer leidenschaftlich Theater und Kleider faszinieren ihn. Die Büste der Grossmutter immer wieder einzukleiden oder für den Teddybären Kleidungsstücke zu entwerfen gehören zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Visuelles und Sprachliches sind seine Stärken, wegen einer Lernschwäche bei Zahlen erlebte er die Schule jedoch traumatisch. Auch die Grafikausbildung in Luzern befriedigt ihn nicht. Eine Nachbarin sagt: «Du musst weg von hier, du bist wie ein Schwan in einer Waschschüssel».
Bei einem Ferienaufenthalt in England entdeckt Martin Kamer eine Kunstschule, an der er lernen kann, was er möchte: Bühnen- und Kostümbildner. Mit Unterstützung des Direktors der Kunstgewerbeschule und mit Zustimmung des Vaters kann er mit 19 Jahren nach London ziehen.
«Ich hatte viel Glück im Leben, ich konnte viel mehr Sachen machen, als ich je gedacht habe», resümiert Martin Kamer. In Zug fühlt er sich heute zuhause, er reist aber immer noch viel und gerne. Am liebsten nach Indien, das «Farbenland par excellence».