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Description

In dieser Nacht träumte Romy einen eigenartigen Traum. Sie lief durch einen Gang, an dessen Ende eine weiße, unscheinbare Tür mit einem grünen Henkel war. Sie drehte sich um und sah, dass hinter ihr eine andere Tür offen stand, durch die sie offenbar gekommen war und sie wusste, dass sie zurückgehen könnte, wenn sie wollte.

Doch sie entschied sich, die Tür mit dem grünen Henkel zu öffnen und zu erkunden, was sich dahinter befand. Sie fand sich wieder auf einer großen, roten Fläche, die sich kilometerweit vor ihr erstreckte. Sie stieg drei kleine Stufen hinab und fühlte die Wärme des Bodens unter ihren Füßen.

In dieser Wüste wuchsen Bäume mit in sich verschlungenen Stämmen und mit Früchten, die aussahen wie weiße Schneebälle. Sie lief zu einem dieser Bäume und pflückte eine weiße Frucht. Sie fühlte sich weich an wie ein Marchmallow und ihre Finger hinterließen einen Abdruck, der sich nach kurzer Zeit wieder verflüchtigte.

Sie biss hinein und kaute. Die Frucht hatte die Konsistenz eines festen Schaumes und erinnerte Romy an Zuckerwatte. Geschmacklich war sie leicht süßlich und weniger aufregend. Mit einem weiteren Biss hatte sie dich Frucht aufgegessen. Romy lief weiter und schaute sich um.

Das Licht schimmerte rötlich und auch vom Boden ging ein Leuchten aus, als sei er bezogen mit einer glänzenden Lasur. Plötzlich sah sie rechts von sich Eileen, die gute dreißig Meter von ihr entfernt lief. Sie rief ihren Namen, Eileen sah auf, winkte und die Mädchen gingen aufeinander zu.

Sie begrüßten sich knapp und liefen gemeinsam weiter, bis vor ihnen, mitten in der Wüste, zwei Stühle auftauchten. Sie sahen sich an, zuckten mit den Schultern und setzten sich. Dann bemerkten sie, dass ihnen gegenüber schon jemand saß.

Benni hatte seine blassblauen Augen auf sie gerichtet und sah sie durchdringend an. Ein geheimnisvolles Lächeln lag auf seinen schmalen Lippen, wie es Romy auch von seinem Profilbild her kannte. Sie wollte ihn gerade fragen, was hier los war, doch bevor sie sprechen konnte, hob er einen Finger und deutete nach oben.

In diesem Moment fing es an zu regnen. Eine große, dunkelblaue Wand hatte sich über die rote Wüste geschoben und sie hörten ein leises Donnern in der Ferne. Als Romy jedoch ihre Hand ausstreckte, um die Tropfen aufzufangen, fielen in ihre Hand keine Wassertropfen, sondern viele kleine, dunkelblaue Kugeln in Erbsengröße.

Diese Kugeln waren weich und sprangen vom Boden ab wie Gummibälle. Es tat nicht weh, von den Kugeln getroffen zu werden. "Doch warum sollte es auch weh tun, wenn ich gerade träume?", dachte Romy und beobachtete, wie die kleinen Kugeln von ihrer Handinnenfläche abprallten.

Sie sah zu Eileen hinüber und auch sie beobachtete fasziniert das Schauspiel der kleinen, blauen Kugeln. Eileens grünen Augen glänzten und sie schien sich in diesem Traum genauso wohl zu fühlen wie sie selbst. Romy sah zurück zu Benni und stellte fest, dass dieser die Mädchen aufmerksam beobachtete.

Als Romy ihn mit ihren eisblauen Augen fixierte, nickte er ihr aufmunternd zu und ein Lächeln breitete sich über seinem Gesicht aus, als schien er zu sagen: "Willkommen Zuhause." Und obwohl sie es sich selbst nicht erklären konnte, fühlte sich Romy in diesem merkwürdigen Traum tatsächlich genau so, als sei sie zuhause angekommen.