„Was ist der Wille? Der Wille ist unsere innere Kraft, die niemals von der Außenwelt beeinträchtigt wird. Sie ist unser letzter Trumpf. Wenn Handeln das ist, was wir tun, wenn wir noch Spielräume haben, dann ist der Wille das, auf das wir zurückgreifen, wenn auch diese Spielräume verschwunden sind. Wenn wir uns in einer eindeutig schlechten Situation befinden, auf die wir keinerlei Einfluss haben, dann können wir dies als Lernerfahrung nutzen, die uns bescheiden macht, und als Chance, anderen Trost zu geben. Das ist Willenskraft. Aber die will trainiert sein. Wir müssen uns auf Gegenwind und Turbulenzen gefasst machen, wir müssen lernen, Dinge hinzunehmen und selbst in schweren Zeiten unsere heitere Gelassenheit zu bewahren. Viele Menschen glauben, Wille habe damit zu tun, etwas ganz besonders zu wollen. In Wirklichkeit geht es weniger um Stärke als um Duldsamkeit. Es geht eher um »Dein Wille geschehe« als um den »Willen zur Macht«, denn selbst dieser lässt sich brechen. Wahrer Wille ist stille Bescheidenheit, Zähigkeit und Biegsamkeit; der andere Wille ist nur Schwäche, die sich hinter Großspurigkeit und Ehrgeiz versteckt. Es ist keine Frage, welcher vor den größten Hindernissen länger besteht.“
Auszug aus: Ryan Holiday. „Das Hindernis ist der Weg.“ iBooks.