Zwischen Gewerkschaften geht es meist ruppig zu. Da ist längst nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, sondern es herrscht teils offener Kampf bis hin zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Spätestens seit dem öffentlichen Konflikt zwischen der GDL und dem DGB werde ich von Betriebsräten auch mit Blick auf andere Branchen oft darauf angesprochen, „was da eigentlich bei den Gewerkschaften los ist“.
Beschäftigte reiben sich meist verwundert die Augen: Sie erwarten, dass alle auf ihre Unterstützung gerichteten Kräfte zusammenwirken, tatsächlich aber werden oft Zeit, Geld (der Gewerkschaftsmitglieder) und Ressourcen verschwendet, um gewerkschaftliche Wettbewerber aus dem Feld zu schlagen oder neu gegründeten Arbeitnehmervereinigungen vom Start weg ihre Entfaltungsmöglichkeiten zu nehmen. Unterdessen kämpfen viele etablierte Gewerkschaften mit den Folgen jahrelanger Mitgliederverluste und versäumen wichtige Positionierungen in den Unternehmen und Betrieben in für Beschäftigte aktuellen Fragen. Ein kurzer Blick allein auf das Thema „Homeoffice“ etwa verschafft mir den Eindruck, dass die Betriebsräte hier thematische Lücken füllen, die Gewerkschaften noch vor 20 Jahren niemals gelassen hätten.
Mit dem Rechtsanwalt, Autor und Verfassungsrechtler Dr. Rolf Geffken habe ich mich zu einem 360 Grad BR Podcast Interview in Harburg getroffen, um dieses unangenehme Thema auszuleuchten. Der Blick hinter die Kulissen wird sicher nicht jeder und jedem gefallen, gehört aber aus meiner Sicht zur Rundumsicht von Demokraten dazu. Ich vertrete dabei die Auffassung, dass die Gewerkschaften zum Wohle der Belegschaften zusammenarbeiten und ihre – leider meist schwindenden – Kräfte bündeln sollten, statt sich untereinander zu bekämpfen. Oder, um es anders auszudrücken: Der „Gegner“ sollten nicht andere Arbeitnehmervereinigungen sein, sondern, wenn man da überhaupt von Gegnerschaft sprechen will, die Arbeitgeber im Ringen um bessere Arbeits- und Einkommensbedingungen. Was meint Ihr?
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