Jan und Martin haben schon häufiger beobachtet, dass man mit einer technisch angehauchten Ausrüstung am Tauchplatz seltsam von der Seite angeschaut wird. Es wird automatisch vorausgesetzt, dass man zwingend tief und lang unterwegs ist. Auch Sophie aus der Community hat sich gefragt, wo jetzt eigentlich das “Recreational Diving” oder besser das Sporttauchen aufhört und das technische Tauchen anfängt. Grund genug, der Sache auf den Grund zu gehen…
Was sind die Definitionen für technisches Tauchen?
Die Definitionen sind seltsamerweise recht unterschiedlich und in den Organisationen auch unterschiedlich gelebt. Trotzdem hat man sofort ein Bild vom Tec-Taucher im Kopf: Doppelgerät auf dem Rücken, 4 Stages an jeder Körperseite und am besten noch 2 Flaschen im Ponytail hinterhergezogen. Der Scooter hängt lässig am Wrack. Oder an Eingang der Höhle: Also “Overhead Environment".
Aber ist jetzt Eistauchen schon technisches Tauchen?
TDI hat hierzu mal in einem Handbuch geschrieben, dass technisches Tauchen alles ist, was jenseits der Sporttauchgrenze stattfindet: Alles jenseits der Nullgrenze, tiefer als 40 Meter oder mit mehr als einer Gasmischung. Und natürlich alle Umgebungen, in denen man nicht einfach auftauchen kann.
Aber wo genau liegt jetzt die Grenze? Ist Eistauchen schon technisches Tauchen?
Das ist jetzt ein bisschen schwammig. Eistauchen ist zwar auch eine geschlossene Decke über dem Taucher. Trotzdem wird der Kurs im normalen Sporttauchen angeboten. Es kommt ein wenig darauf an, wie das Eistauchen betrieben wird: Sofern ich an einer Sicherheitsleine angehängt bin und mich die anderen Taucher aus dem Wasser ziehen können, muss ich keine Probleme unter Wasser lösen und der Ausstieg entspricht einem Notaufstieg (zumindest aus zeitlicher Perspektive). Wenn ich allerdings an einer verlegten Leine tauche oder diese evtl. selber ziehe, dann muss ich den Weg aus dem Wasser alleine finden können. Ich bin also zur Problemlösung unter Wasser gezwungen.
Eine ähnliche Grenze ist das Self-Reliant Tauchen: Auch hier ist man gezwungen, Probleme unter Wasser zu lösen und größere Reserven einzuplanen. Das sind Überlegungen, welche klassisch im technischen Tauchen angewendet werden.
Welche Definition haben wir für uns gefunden?
Wir persönlich, unabhängig von der Meinung anderer Verbände, ziehen die Grenze zum technischen Tauchen dort, wo man gezwungen ist, Probleme jeglicher Natur unter Wasser zu lösen. Das kann aufgrund einer Höhlen- oder Wracksituation der Fall sein. Auch obligatorische Dekostops stellen ein Hindernis nach oben dar. Ebenso Bootsverkehr über den eigenen Köpfen, der ein Auftauchen verkompliziert…
Zusammengefasst:
Der Übergang ist fließend und es gibt eine Grauzone. Die Definitionen sind nicht einheitlich.
Auch mit technischem Brevet fühlt man sich nicht plötzlich völlig anders.
Nicht auf andere Taucher herabschauen, sondern chillen.
Was das technische Tauchen ein wenig vereint, ist die Bereitschaft, sich detaillierter mit den Hintergründen zu beschäftigen und seine Skills zu üben.
Man kann sich langsam in das technische Tauchen herantasten und muss nichts überstürzen.
Sucht euch Buddies mit einem ähnlichen Mindset, die eure Grenzen akzeptieren. Also einfach coole Leute ;-)
Die gesamten Shownotes gibt's auf https://dekozeit.divingfor.fun/10-vom-sport-zum-tec-taucher/