Interpreten: Florian Berner
Label: Perfect Noise
EAN: 0719279934021
In Wien haben wir den Cellisten
Florian Berner bisher vorwiegend als Gründungsmitglied des Hugo Wolf Quartetts
und ab 2016 auch des Alban Berg Ensemble Wien kennengelernt. Kürzlich hat er
bei Perfect Noise eine solistische Aufnahme herausgebracht, mit den sechs
Cellosuiten von Johann Sebastian Bach. Michael Gmasz ist begeistert.
Ein Musiker, zwei besondere Räume und
die Musik von Johann Sebastian Bach. Sonst nichts, kein Hochglanz, kein Chichi.
Kurz und einfach zusammengefasst, was diese CD von Florian Berner für mich so
besonders macht. Die Aufnahme wirkt gerade so, als ob man dem Musiker zufällig
begegnet, er sein Cello auspackt und zu spielen beginnt. So oder so ähnlich muss
es auch für so manche Kirchenbesucherin oder Kirchenbesucher in Castagneto
Carducci gewesen sein, als sie den Cellisten dort im Sommer 2020 Tag für Tag,
nur mit seinem Instrument, einem Mikrofon und seinem Laptop angetroffen haben.
Ohne Tonmeister, ohne Aufnahmeleiter – und ohne Noten. Nur Florian Berner, der
Raum der Chiesa di San Lorenzo und die Musik von Bach. Am Ende seines Aufenthaltes
in der Toskana hat er so die Suiten 1-3 von Johann Sebastian Bach aufgenommen,
die eine ehemalige Schülerin und mittlerweile Tonmeisterin in Wien zum
großartigen Ergebnis der CD eins geschnitten hat.
Auch für die Suiten 4-6 sollte ein
besonderer Aufnahmeort gefunden werden. Wie es der Zufall so will, arbeitet
eine weitere Tonmeisterin in Florian Berners Freundeskreis im Herbst 2022
gerade in einem gewissen Johann Sebastian Bach Saal in Köthen, jenem Ort, an
dem Bach sechs Jahre tätig gewesen ist und an dem diese sechs Suiten entstanden
sind. Die Entscheidung war getroffen, ein Zeitpunkt vereinbart und so ist auch
die Aufnahme der zweiten CD durch besondere Umstände inspiriert. Florian Berner
findet immer sein Tempo und es ist für jeden der insgesamt 36 Einzelsätze genau
das Richtige. Schreitet voran, wo man den Zug nach vorne verspürt, hält inne,
wo die Musik es verlangt. Historisch informiert? Wohl auf manche Art und Weise,
im Sinne eines sporadischen Vibratoeinsatzes z.B. Aber vor allem sehr
persönlich und innig. (mg)