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Description

Interpreten: Breuer, Berchtold, Miesenberger, Fingerlos, Willerding,
Malm, Wagner, L'Orfeo Barockorchester, Gaigg

Label: cpo

EAN: 761203532728

Michi Gaigg und ihr L’Orfeo
Barockorchester sind unermüdliche Zutage-Förderer und Wiederentdecker eher
weniger belichteter Werke. Der Diskographie mit mittlerweile mehr als 40 CD
wurde zuletzt die fünfte Operneinspielung hinzugefügt – mit Joseph Haydns
Opernrarität L’incontro improvviso. Michael Gmasz hat sich durchgehört.

Bei einem Blick auf den CD Markt fällt eindeutig auf, die
Zeit der großen und regelmäßigen Opernaufnahmen ist vorbei. Und wenn, dann ist
es meist eines der bekannten Standardwerke, in Hochglanzbesetzung, damit sich
die Produktion zumindest kostendeckend verkauft. Umso höher sind die Arbeit von
Michi Gaigg und auch der Produktionszugang des Labels cpo einzuschätzen, in dem
nun Joseph Haydns „Türkenoper“, ein beliebtes Genre in der Frühzeit der
Klassik, L’incontro improvviso erschienen ist. 2019 wurde dieses Werk im Rahmen
der donauFESTWOCHEN im Strudengau live aufgenommen, vier Jahre später, wohl
auch der allgemeinen Corona-Pause geschuldet, ist die CD mit Haydns
„Entführung, als Anspielung auf Mozarts Singspiel, jetzt im gut sortierten
Fachhandel erhältlich.

Gleich bei der Ouvertüre merkt man, dass Haydn im Gegensatz
zu vielen anderen seiner Zeitgenossen, das „Türkische“ in der Musik sehr dezent
verwendet. Ein bisschen Schellenring hier, Oboen anstatt der osmanischen Surnen
da und ein leichter Einsatz der Becken genügt ihm fürs Kolorit. Alles in allem
weniger martialisch, als tänzerisch und festlich. Haydn hat mit L’incontro
improvviso ein Meisterwerk geschaffen, das nur so strotzt vor leidenschaftlichen
und ergreifenden Arien, wunderbaren Ensembles, wie dem großen Damenterzett im
ersten Akt, und drei großen spannungsgeladenen Finali. Eine großartige
Elisabeth Breuer führt als entführte Prinzessin Rezia, neben Anna Willerding
und Annastina Malm, ein überzeugendes Frauenensemble an. Rafael Fingerlos
schlüpft stimmstark in die undurchsichtige Rolle des Bettelderwisches Calandro.
Bernhard Berchtold und Markus Miesenberger stemmen ihre tenoralen Höhen. Erst
am Ende darf der Bass Michael Wagner in der Rolle des Sultans so richtig drauf
los poltern. Michi Gaigg leitet dabei ihr L’Orfeo Barockorchester, das knackig
wie immer aufspielt und der Aufnahme den nötigen Schwung verleiht. Schön, eine
solches Haydn Juwel einmal wieder in seiner Gesamtheit auf CD zu erleben. (mg)