Interpreten: Thüringer Bach Collegium
Label: audite
EAN: 4022143978219
Das Thüringer
Bach Collegium begibt sich mit seiner neuen CD auf die virtuosen Spuren von Pietro
Antonio Locatelli, die er auf seinen Konzertreisen durch Deutschland im frühen
18. Jahrhundert hinterlassen hat. Zwei
Konzerte und sechs sogenannte Introduttioni teatrali wurden eingespielt, die so
manche Überraschung bringen. Michael Gmasz hat wieder genauer hingehört.
„Introduttioni
teatrali: Introduktionen, Eröffnungen für das Theater? Für Opern und welche?
Locatelli schrieb keine Opern, lernte aber sehr viele u.a. in Frankfurt und
Kassel kennen.“ So heißt es im Beiheft Text zur neuen CD des Thüringer Bach
Collegiums. Die Musikerinnen und Musiker unter Gernot Süßmuth beschäftigen sich
diesmal mit Werken des jüngeren Bach Zeitgenossen Pietro Antonio Locatelli und
haben neben den angesprochenen Sei Introduttioni teatrali noch zwei weitere Solokonzerte
aus dessen Op. 4 aufgenommen. Doch was hat es nun mit diesen
Theater-Introduktionen auf sich? Wohl weit weniger, als die Bezeichnung
vermuten lassen würde, waren sog. Opernsinfoniae damals doch meist unabhängig
vom jeweiligen Operndrama und somit auch als Instrumentalstück frei einsetzbar.
Doch werden wir, wie es im Text weiter heißt, „eines Schatzkästlein höchst
verschiedlicher „Charaktere“ gewahr“. Zitat Ende – und dieses Schatzkästlein gilt
es zu entdecken.
Die Konzerte auf
dieser CD sind ein wahres Feuerwerk an Ideen und musikalischen Einfällen von Pietro
Antonio Locatelli. Von überraschendem Einsatz extremer Dynamikunterschiede über
ungewöhnliche Besetzungsänderungen, z.B. komplettes Weglassen des Cembalos in
den zweiten Sätzen, bis hin zum Jagdspaß inkl. hochvirtuoser doppelgriffiger
Imitation von Jagdhörnern im Violinsolopart. Geiger Gernot Süßmuth, sein
Solistenkollege Raphael Hervicke und die Mitglieder des Thüringer Bach
Collegiums scheinen diesen Überschwang an „Charakteren“ hörbar zu genießen. Hier
wird unbeschwert und frisch drauf los musiziert. Den alte Instrumenten werden
satte Klänge entlockt und zur klanglichen Unterstützung wird sogar gerne, wenn
auch dezent, vibriert. Eine empfehlenswerte Repertoireerweiterung neben
Tartini, Leclair und Konsorten. (mg)