Interpreten: Grigori Sokolov
Label: DG
EAN: 0028948662630
Auch diesmal ist Klaviermusik auf
unserer CD der Woche zu hören. Werke von Henry Purcell und Wolfgang Amadeus
Mozart in der Interpretation von Grigori Sokolov. Wie bei Sokolov üblich,
handelt es sich um Liveaufnahmen die in diesem Fall im Rahmen von Konzerten in
Spanien im Jahr 2023 entstanden sind. Wie Purcell zu Mozart passt und was das
Besondere an dieser Doppel CD ist, erfahren Sie heute wieder von Michael Gmasz.
Nicht viele Künstlerinnen und Künstler
können es sich in der heutigen Zeit erlauben, keine Konzerte mit Orchester zu
spielen, nicht im Studio aufzunehmen und kaum, bzw. wenn dann ungern, mit den
Medien zu plaudern. Einer, der sich all dies leistet und dessen Konzerte trotzdem
regelrecht gestürmt werden, ist Grigori Sokolov. Im Saal ist das Licht immer etwas
gedimmt und bisweilen wirkt es ein wenig eigenwillig, was Auf- und Abtritte
betrifft. Aber bei der Musik geht Sokolov keine Kompromisse ein. Ist einmal ein
Programm gefunden, dann tourt er ein ganzes Jahr lang mit den gleichen Stücken um
die ganze Welt. In der Saison 22/23 waren es Werke von Purcell und Mozart und
diese Aufnahme liegt nun bei der Deutschen Grammophon vor.
Grigori Sokolov gibt den Musikstücken
in seinem Purcell und Mozart Programm zurück, was sie über die Jahrhunderte
verloren zu haben scheinen – die Einfachheit und Lockerheit, die sowohl der
Musik von Henry Purcell als auch jener Mozarts eigen ist. Sokolov hat seine kleine Freude an den
verschiedensten Ornamenten in Purcells Suiten entdeckt und trillert, prallert oder
„mordentisiert“ sich durch die teils von traditionellen Klängen inspirierten
Werke. Diese Leichtigkeit und Unbeschwertheit spürt und hört man auch bei Mozart
von den ersten Tönen an. Sokolovs absolut gestochen scharfer aber unglaublich
leichter Anschlag vermittelt dieser Musik etwas Schwebendes, wie es sonst kaum
zu hören ist. Dass Grigori Sokolov vor allem auch ein Meister und offenbar auch
Liebhaber der leiseren Töne ist, beweisen die Interpretationen der langsamen Sätze
bei Purcell wie auch bei Mozart, aber vor allem auch seine Auswahl an Zugaben,
die nicht virtuoses Tastengerase und Akkordgedräsche sondern filigrane, intime
Tonkunst bieten. Manchmal lässt sich Grigori Sokolov sehr lange Zeit, bis er
eine Aufnahme zur Veröffentlichung freigibt. Diesmal hat er sich zum Glück sehr
rasch dazu entschieden. (mg)