Sonntag, 26. März 2023
Salomo sprach bei der Einweihung des Tempels: Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen?
1. Könige 8,27
Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat es verkündigt.
Johannes1,18
An der Brust des Herrn
Der Apostel Johannes erzählt im Zusammenhang der Fußwaschung und der Bezeichnung des Verräters Folgendes: "Es war aber einer unter seinen Jüngern, den Jesus lieb hatte, der lag bei Tisch an der Brust Jesu." (Johannes 13,23) Wenn der Apostel von sich selbst spricht, nennt er sich immer "der Jünger, den Jesus lieb hatte" - eine bemerkenswerte Weise, von sich selbst zu sprechen, finde ich. Hier schimmert eine geistliche Schlüsselerfahrung durch und so etwas wie ein geistliches Selbstverständnis: Ich bin einer, den Jesus lieb hat! Dazu gehört auch ein tiefes Bewusstsein der Einzigartigkeit der eigenen Jesusbeziehung, die für Johannes ganz typisch ist. Das Liegen "an der Brust Jesu" bezieht sich auf die Tischordnung. Man lag zu Tisch, im rechten Winkel zur Tafel. Da man bäuchlings schlecht essen konnte, lag man auf der Seite - und zwar so, dass immer zwei einander zugewandt lagen. So bildeten sich Gesprächspaare; "an der Brust von jemandem liegen" hieß einfach: ihm gegenüber.
Es ist genau dieses Bild und diese Erfahrung, die dem Apostel Worte gibt, um das einzigartige Verhältnis zwischen Gott, dem Vater, und Jesus, dem "Eingeborenen (=einzig Geborener), der Gott ist", zu benennen.
"In des Vaters Schoß" heißt weniger "auf dem Schoß des Vaters" als schlicht: In einem einzigartigen und an Innigkeit nicht zu übertreffenden Gegenüber: Eins und doch zwei! Hier haben wir, ganz nebenbei, eine der Quellen, aus denen sich die spätere Lehre von der Dreieinigkeit entwickelte. - Wer so zu Gott steht, ist wahrlich befugt, berechtigt und autorisiert, Wahres und Letztgültiges über Gott zu berichten und Gott zu verkündigen. Jesus ist die einzige Quelle wahrer Gotteserkenntnis; er allein hat Gott "gesehen" im Vollsinn des Wortes. Alle anderen reden, wenn's hoch kommt, vom Hörensagen von Gott. In Jesus drückt sich der lebendige und für uns unsichtbare Gott aus. Das ist sehr tief und Gegenstand unserer Anbetung.
Dass aus demselben Gedanken der Apostel den Anspruch erhebt, Letztgültiges und Wahres in seiner Jesusverkündigung zu sagen - weil er doch an des HERRN Brust gelegen hat! - liegt nahe.
In Jesus bist du gesegnet und hast auch du einen einzigartigen und unverbrüchlichen Platz an seiner Brust.
In Jesus bist du gesegnet und offenbart sich dir der Vater.
In Jesus bist auch du eine "Wohnung Gottes im Geist" (Epheser 2,22) und bevollmächtigt, Jesus zu verkündigen.