Listen

Description

Montag. 27. Februar 2023

Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir. Herr, höre meine Stimme. Psalm 130, 1-2

Der Blinde rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er sollte schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Lukas 18, 38-39

Beten aus der Tiefe

Bei der "Tiefe", von der die Losung heute spricht, denken wir unwillkürlich an so etwas wie einen Brunnenschacht. Wer so betet, ist "ganz unten". "Tiefe" kann aber nicht nur das "Unten", sondern auch das "Innen" meinen. Wir kennen die Formulierung "aus tiefstem Herzen". Dann wäre der Psalm 130 ein Gebet von großer Innigkeit - also aus der Mitte der eigenen Person. Es gibt beim Beten bekanntlich kein falsch oder richtig; aber ein Beten von innen heraus oder von der Oberfläche weg. Und der Weg des Gebetes geht  genau diese Richtung: Von außen nach innen: Immer wesentlicher, immer elementarer, immer existenzieller, immer wahrer.

So betet auch der Blinde aus dem Lehrtext. "Bartimäus" hieß er, weiß uns der Evangelist Markus zu sagen. Er schreit nicht nach einem Almosen, der ihm das Auskommen für diesen Tag sichern könnte. Das tat er ohnehin Tag für Tag und so konnte man leben - das Almosengeben gehörte im Judentum zur Ausübung der Frömmigkeit und davon lebten nicht wenige. Bartimäus schreit von innen, aus der Tiefe seines Herzens. Auf die spätere Nachfrage von Jesus, was er, Jesus, ihm den tun solle, antwortete er: "Herr, dass ich sehen kann". Um nicht weniger ging es.

Dieses Beten von innen hat seine Anfechtungen. In der Geschichte kommen sie in den Worten derer zum Ausdruck, die "vornean gingen". Für sie war der schreiende Bettler ein Störfaktor und sie versuchen, ihn zum Schweigen zu bringen. Doch um das Schreien zu beenden, muss der Bettler nicht mundtot, sondern sehend gemacht werden.

Wer weiß, wieviel "Herzensschreie" wir in uns schon zum Verstummen gebracht haben, weil sie uns störten und wir für sie ohnehin weder Hoffnung noch Glauben hatten. Doch der Schrei unseres Herzens lässt sich nicht auf Dauer zum Schweigen bringen. Jesus wird ihn hören. Bestimmt.

In Jesus bist du gesegnet und ermutigt, mit deinem Inneren in Kontakt zu kommen.

In Jesus bist du gesegnet; der Vater interessiert sich für deine Tiefe. Dort hat er sein Ohr.

In Jesus bist du gesegnet. Darum: "Sei getrost, steh auf! Er ruft dich!" (Markus 10,49)