7. Mai 2023
Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser, denn du wirst feurige Kohlen auf sein Haupt häufen, und der HERR wird dir's vergelten.
Sprüche 25, 21-22
Liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen. So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
Lukas 6,35
Das Böse überwinden
Landläufig unterstellt man dem Alten Testament eine reine Vergeltungsethik: "Wie du mir - so ich dir: Auge um Auge, Zahn um Zahn!" Doch siehe da: Schon die alttestamentlichen Weisheit, wie sie in der heutigen Losung zu Wort kommt, kennt einen besseren oder weiterführenden Weg: Auf Feindschaft mit Wohltat antworten, Böses mit Gutem überwinden. Das Bild von den "feurigen Kohlen auf dem Haupt des Feindes" klingt zunächst ziemlich martialisch; gemeint ist: Mit der unverhofften Wohltat als Antwort auf die Feindschaft könntest du einen Gesinnungswandel bei deinem Gegner auslösen, nämlich dass er sich an die Brust schlägt und sich für seine feindselige Einstellung schämt. In 1. Samuel 24 und 26 wendet der junge David diese "Methode" gegen König Saul an, der ihn bis auf's Blut verfolgt - mit Erfolg. Für eine Zeit lang mindestens. Der Vergeltungsgedanke wird dabei durchaus nicht aufgegeben: "...und der HERR wird's dir vergelten." Es geht also, ganz schlicht kalkuliert, um den "größeren Lohn". Der Lohn des Herrn wiegt gewiss schwerer als der Lohn kurzfristiger Genugtuung bei der Methode "Auge um Auge, Zahn um Zahn."
Mit dem, was Jesus im heutigen Lehrtext sagt, stellt er sich also ganz hinein in die Tradition der Weisheit und erweist sich einmal mehr als ein hervorragender Weisheitslehrer. Er fordert uns also keineswegs zu blanker Selbstlosigkeit auf oder gar dazu, "uns alles gefallen zu lassen"; sondern dazu, überraschend und verblüffend anders zu handeln; und den Lohn nicht bei den Menschen und ihrer entsprechenden Reaktion zu suchen, sondern bei Gott. Mehr noch: Im unbeirrten Gutestun sollen wir in die Art unseres Vaters im Himmel schlagen, der es sich leistet, auch gegen die Undankbaren und Bösen gut zu sein. Ist die Frage: Können wir das aushalten? Oder wünschen wir unseren Feinden die schlimmsten Gottesgerichte an den Hals? Aber wo wären wir, wenn Gott mit uns umginge nach dem Motto: "Wie du mir, so ich dir"? Lebst nicht auch du Tag für Tag von der unverdienten Güte des Vaters?
In Jesus bist du gesegnet, befreit und autorisiert, Böses mit Guten zu vergelten.
In Jesus bist du gesegnet, durch Gutestun ein Zeichen der Güte Gottes in dieser Welt zu setzen. Sie hat es gewiss nötig!
https://www.youtube.com/watch?v=mBZYSebdX1E