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Samstag, 13. Januar 2024

Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Ach, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben!

Psalm 39, 6

Paulus schreibt: Wir werden nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.

2. Korinther 4,16

Erschüttert und erneuert

Das ist so faszinierend an den Psalmen: Sie bringen das ganze Spektrum an Empfindungen und Wahrnehmungen und Erfahrungen zum Ausdruck, die im Gebet und auf dem geistlichen Weg möglich sind. Es ist ja so wichtig, dass wir nicht nur mit Kopf und Willen beten - das natürlich auch; also nur Dinge sagen, die - nach unserem Verständnis! - theologisch richtig und korrekt sind. Beten bedeutet so viel mehr, sein Herz vor Gott ausschütten und damit auch vor sich selbst und auszusprechen, was wir empfinden. Unsere Empfindungen sind genauso eine Realität wie unsere Gedanken und ebenso wahr oder unwahr. Es ist so wichtig, dass wir sie wahrnehmen und zum Ausdruck bringen vor dem Angesicht Gottes.

Es ist viele Jahre her, dass ich in einer Gebetsgemeinschaft es wagte, Sätze zu sagen wie "Herr, du bist heilig, wir aber sind unheilig; du bist würdig, wir aber unwürdig" usw. Prompt kam hinterher ein Bruder zu mir und meinte, mich theologisch unterweisen und mein Gebet korrigieren zu müssen. Ich habe mich nicht verstanden gefühlt.

Doch zurück zur Losung: Angesichts des lebendigen Gottes, HERR von Ewigkeit zu Ewigkeit, spürt der Beter in existenzieller Tiefe die menschliche Vergänglichkeit und Dürftigkeit. Unser Leben - vor Gott ein Klacks! Wohlgemerkt: Zu dieser Einsicht kommt der Psalmist nicht im Nachdenken über sich selbst, sondern im Angesicht Gottes. Da muss es eine wuchtige Gottesbegegnung gegeben haben, die die innersten (Selbst)- Sicherheiten erschüttert hat. Ja, auch das kann man erleben, wenn man sich ungeschützt und vorbehaltlos auf die Begegnung mit dem Ewigen einlässt! Und ich glaube, dass solche Erschütterungen nicht zerstörerisch, sondern zutiefst heilsam sind!

Der Apostel Paulus bringt im Lehrtext eine doppelte Wahrheit unseres Lebens so genial auf den Punkt: Ja, da gibt es die Hinfälligkeit des Lebens. Alles Irdische in und an uns trägt den Keim der Sterblichkeit in sich. Die "ewige Jugend" ist eine törichte Illusion. Aber da ist auch noch das andere, das, was von Gott kommt: das Geheimnis der stetigen Erneuerung des inneren Menschen. Damit ist das Leben aus Gott, der Christus in uns gemeint. Beides wahrzunehmen, auf beides zu achten - darum geht es.

In Jesus bist du gesegnet und vor das Angesicht Gottes gestellt.

In Jesus bist du gesegnet und hat neues Leben in dir seinen Anfang genommen.

In Jesus bist du gesegnet und wird dein innerer Mensch auch heute erneuert. Darauf achte.

https://www.youtube.com/watch?v=yo_dA7B4r-0