Sonntag, 4. Februar 2024
Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten?
Jesaja 50, 8
Jesus sagte zu ihr: Frau, wo sind sie? Hat keiner dich verurteilt? Sie sagte: Keiner, Herr. Da spricht Jesus: Auch ich verurteile dich nicht. Geh, und sündige von jetzt an nicht mehr!
Johannes 8, 10-11
Neu anfangen
Mit der Losung heute tauchen wir in das 3. der 4 sogenannten "Gottesknechtslieder" beim Propheten Jesaja ein. Es sind diese geheimnisvollen Texte bei Jesaja, die in besonderer und fortschreitender Klarheit bereits von Jesus und seiner Passion sprechen. Auch in diesem 3. Lied ist bereits von Misshandlungen und ungerechten Anschuldigungen gegen den Gottesknecht die Rede. Hier widerspricht der Gottesknecht noch im Vertrauen darauf, Gott als Anwalt und Fürsprecher, ja, als gerechten Richter auf seiner Seite zu haben. Im nächsten Lied, Jesaja 53, wird es dann schließlich heißen: "Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird."
In der Geschichte von der Ehebrecherin (der dazugehörige Mann wird merkwürdigerweise Jesus nicht vorgeführt...), aus der der Lehrtext heute stammt, erlebt die angeklagte Frau, wie Jesus sie vor der ungerechten Verurteilung schützt. Jesus lässt sich von den Pharisäern nicht zwingen, ein wie auch immer geartetes Urteil zu fällen. Er wendet an, was er selbst in der Bergpredigt lehrt: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden." (Matthäus 7, 1.2) Es geht dabei überhaupt nicht darum, ein Fehlverhalten gut zu heißen, sondern darum, auf das Richten zu verzichten, das immer nicht auf das Fehlverhalten, sondern die ganze Person abzielt. - Das ist für unseren geistlichen Weg und für jede Gemeinschaft, die gerne "geistlich" sein möchte, ganz zentral. Im Richten maßen wir uns eine Kompetenz an, die alleine Gott zusteht. Wir legen dem anderen ein Urteil wie ein schweres Joch auf und übersehen dabei, dass wir es uns im gleichen Atemzug selbst auferlegen und uns dazu verdammen, selbst zu tun, was wir beim anderen verurteilen. (Römer 2,1) Eine richtende Grundhaltung ist in jeder Weise toxisch. Jesus mahnt uns vielmehr: "Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist." (Lukas 6,36) Erst im Raum des Erbarmens ist Umkehr, Veränderung, Neuanfang und Neuorientierung möglich - etwas, was wir für uns selbst natürlich nur zu gerne in Anspruch nehmen. Wir können aber nur in Anspruch nehmen, was wir selbst gewähren.
In Jesus bist du gesegnet. Jede Verurteilung und jedes Verdammungsurteil, das je über dir ausgesprochen wurde - am Ende vielleicht sogar von dir selbst - hat er mit aufs Kreuz hinaufgenommen. Du bist frei!
In Jesus bist du gesegnet und in den Raum der Barmherzigkeit Gottes gestellt. Du darfst stets umkehren und neu anfangen!
https://www.youtube.com/watch?v=XjZYUuYOcD4