"Das Gesetz des HERRN ist vollkommen und erquickt die Seele."
Psalm 19,8
Die Menge fragte Johannes: "Was sollen wir nun tun? Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso."
Lukas 3,10-11
Der Psalm 19, dem unsere Losung heute entnommen ist, beginnt mit dem berühmten "die Himmel erzählen die Ehre Gottes...", einer geradezu hymnischen Meditation über der Präsenz Gottes in seiner wunderbaren Schöpfung. Und in der Tat begegnet uns und spricht Gott mit uns durch seine Schöpfung. Sie wird auch "Gottes Lesebuch" genannt. Die betrachtende Wahrnehmung der Schöpfung - nicht ihre Beobachtung! - ist eine gute Vorbereitung, um die Gegenwart Gottes zu erfahren. Aber Gott ist nicht nur der einfachhin Anwesende und Gegenwärtige, sondern dann auch immer der, der zu uns spricht und uns anredet. Für diese Anrede Gottes hat das Alte Testament eine Fülle von Begriffen. Allein im Psalm 19 sind es: "das Gesetz des HERRN", "das Zeugnis des HERRN", "die Befehle des HERRN", "die Gebote des HERRN", "die Rechte des HERRN". Was Gott spricht, führt zum Leben, heilt, stellt wieder her und ist einfach nur wahr. Jesus ist dieses Reden Gottes in Person und sagt darum auch von sich: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." (Johannes 14,6)
Dabei kann das Reden Gottes sehr konkret und praktisch werden, wenn wir aufrichtig danach fragen - wie im Beispiel des heutigen Lehrtextes und aus dem Munde des Täufers Johannes, dessen Gedenktag wir heute am Johannistag feiern: "Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso." Das war genauso gemeint und wirft ein kurzes, aber grelles Schlaglicht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse damals und darauf, wie es um den Lebensstandart bestellt war: eine Katastrophe! Von seinem Überfluss dem Bedürftigen etwas abgeben ist Eines; das Letzte, was man hat, mit dem zu teilen, der nichts mehr hat, ist ein Anderes. Wir sehen also: Wenn Jesus mit uns spricht und sein Wort an uns richtet, hat das sehr oft etwas mit unserem Nächsten zutun. So sehr Jesus uns persönlich sieht und meint, so sehr sieht er uns aber auch als Teil seines Leibes. Niemand ist bekanntlich eine Insel. Und sind es oft nicht gerade unsere Beziehungen, für die wir sein helfendes, heilendes, wegweisendes, wiederherstellendes und erquickendes Wort brauchen?
So segne dich der Vater; er richte ganz neu sein Wort an dich.
Es segne dich der Sohn Jesus mit einem horchenden und ge-horchenden Herzen.
Es segne dich der Heilige Geist; er bahne den Weg zu deinem Nächsten, deinem Bruder und deiner Schwester.
Einen gesegneten Johannistag! Ab jetzt geht's wieder auf Weihnachten zu!