Gelobet sei der HERR, der seinem Volk Israel Ruhe gegeben hat, wie er es zugesagt hat.
1. Könige 8,56
Es ist noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes.
Hebräer 4,9
Mit den Worten der heutigen Losung beginnt König Salomo das Volk anlässlich der Einweihung seines Tempels zu segnen.
Der Begriff und viel mehr noch die Erfahrung der "Ruhe" spielte auf dem geistlichen Weg des Volkes Israel eine gewichtige Rolle. Das lässt sich leicht für ein Nomadenvolk, wie Israel es ursprünglich war, nachvollziehen: endlich ankommen, endlich Wurzeln schlagen, bleiben dürfen, daheim sein, hin- und zugehörig sein. Der Tempel, der das Wanderheiligtum der Stiftshütte ablöste, war für Salomo ein Symbol für diese Ruhe Gottes. Hier ruhte Gott inmitten des Volkes; in dieser Gottesgegenwart konnte nun auch Israel zur Ruhe kommen.
Dass all diese "Ruhorte" Israels nur vorübergehend und vorläufig waren - daran erinnert der Schreiber des Hebräerbriefes im heutigen Lehrtext. Auch unser geistlicher Weg führt uns immer wieder neu in die "Gottesruhe" und das sog. "Ruhen im Geist" ist sicher eine ganz kostbare Erfahrung des inneren Gebetes. Aber es steht immer noch eine letzte und endgültige "Ruhe" aus - es ist "noch eine Ruhe vorhanden"; und damit ist ganz gewiss nicht die Friedhofsruhe gemeint! So bleibt das Volk Gottes alten wie neuen Bundes unterwegs. So ist die Gottesruhe einerseits schon da und steht andererseits doch auch noch aus, bis Jesus wiederkommt und uns endgültig zur Ruhe bringt.
Ich muss an die Spatzen im Park denken. Wenn man ihnen ganz ruhig die Hand mit den Brotkrümeln hinhält (ich weiß, Wildtiere soll man nicht füttern...), so kommen sie näher und näher, bis sie sich auf der Hand niederlassen. So ist auch unsere Seele oft so flatterhaft und hält es nie lange an einer Stelle aus. Doch wir können sie mit viel Geduld handzahm machen, dass sie sich - wenn auch oft nur für wenige Augenblicke - innerlich niederlässt, da bleibt und in Gott ruht. Das ist es, was im inneren Gebet passiert.
"Nicht müde werden, sondern dem Wunder
leise wie einem Vogel die Hand hinhalten."
(Hilde Domin)
So sei von neuem in die Ruhe Gottes hineingesegnet.
Sei gesegnet, damit du deine unruhige Seele still und beharrlich zurückbringen kannst in die Gottesruhe in dir.
Es segne dich Jesus. Er lädt dich ein: "Komm her zu mir, der/die du mühselig und beladen bist und ich werde dir Ruhe geben." (Matthäus 11,28)