"Ist's nicht so: Wenn du fromm bist, so kannst du den Blick frei erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie."
1. Mose 4,7
"Zur Freiheit hat uns Christus befreit!"
Galater 5,1
Das Losungswort ist heute der Kain-und-Abel-Geschichte entnommen. Sie gehört zur sog. Urgeschichte, also den ersten 11 Kapiteln der Bibel, die mit sehr einfachen und zunächst schlicht klingenden Geschichten auf elementare und oft auch vielschichtige Fragen unseres Menschseins antworten will, die alle anfangen könnten mit: "Wie kommt es eigentlich, dass...?" So erzählt besagte Brudermordgeschichte, was in Kain eigentlich vorgeht, bevor er seinen Bruder erschlägt. Wenn heute ähnliches geschieht, wird auch prompt gefragt: "Wie hat es denn bloß dazu kommen können?" Von nichts ist nichts, sagt die Geschichte, alles hat seinen Vorlauf. Jede böse Tat hat einen inneren Vorlauf, der mit unserem Losungswort wie mit einem Seziermesser offengelegt wird.
Was Luther mit "fromm" übersetzt, ist das Tätigkeitswort" zu "gut"; also: "Gutes beabsichtigen", "wohlmeinen". Und wie fein beobachtet: Die Gesinnung findet ihren Ausdruck in der Körperhaltung, besonders im Blick! Ist es nicht so? Mit dem, was wir im Sinn haben, mit einem Gefühl wie Ärger, Neid, Eifersucht oder Wut fängt alles an. Und dann kommt dieser kleine Augenblick der Entscheidung: Mache ich die Tür auf, dass aus dem Bauchgefühl eine Tat wird? Nein, sagt die Bibel, die böse Tat überkommt dich nicht irgendwie, sondern an irgendeiner Stelle willst du etwas und fällst du eine Entscheidung. Wenn du die gefällt hast, ist alles, was dann kommt, oft nur ein Selbstläufer - stimmt's nicht?
Befreit sein - das ist eine geistliche Grunderfahrung, von der der Apostel Paulus im Lehrtext spricht. Wir reden in der Regel über das "Befreit - wovon?" Hier geht es um das "Befreit - wozu?" "Gutes denken, tun und dichten" dichtet Tobias Clausnitzer 1663. Du bist freier als du denkst, Gutes zu tun. Sei so frei! Sei deiner selbst mächtig!
So sei in die "herrliche Freiheit der Kinder Gottes" (Römer 8,21) hineingesegnet.
Sei gesegnet mit einem wachen und unverstellten Blick für die Motive und den "Vorlauf" deines Handelns.
Sei gesegnet und ermächtigt, der Sünde zu widerstehen.