Der HERR denkt an uns und segnet uns.
Psalm 115,12
Was hast du, das du nicht empfangen hast?
1. Korinther 4,7
In Trauersprüchen auf Todesanzeigen kann man immer wieder der Vorstellung begegnen, dass Verstorbene in der Erinnerung weiterleben oder im Gedenken noch als präsent erlebt werden, eben "unvergessen" sind. Wer und was vergessen wird, der oder das ist eigentlich nicht mehr da - so jedenfalls das subjektive Empfinden. - In der Frömmigkeit des Alten Testamentes spielte das "Gedenken" eine zentrale Rolle und das tut es auch bis heute in der Frömmigkeit des Judentums: "Sachor - gedenke!" Von daher bekommt unser Losungswort heute große Tiefe: Wenn Gott unserer gedenkt, dann kommen wir erst so recht in Existenz. Was wir sind, das sind wir eigentlich erst "vor seinem Angesicht". Hat Descartes noch gesagt: "Ich denke, also bin ich!" würde die Bibel sagen: "Gott denkt an mich, also bin ich!" Was Gott dagegen vergisst, das sind unsere Sünden (Jesaja 43,25); Gott kann das, was uns oft so schwer fällt, vielleicht auch gar nicht möglich ist: Vergeben und vergessen!
Wie Vater und Mutter ihre Kinder nicht vergessen können (Jesaja 49,15), so hat der Vater im Himmel auch dich nicht vergessen. Er wendet dir sein Angesicht zu, um dich zu segnen. Sein Segen erschöpft sich nicht in guten Wünschen, sondern ist eine existenzielle Lebenskraft, die dir zuströmt. Er ist wie die Muttermilch, die dem Baby zufließt und es am Leben erhält, es wachsen und gedeihen lässt und mit allem versorgt, was es dazu braucht. Es "weiß", dass es alles, aber auch alles, diesem Zustrom an nahrhafter Lebenskraft verdankt. - So warnt uns der Apostel Paulus im Lehrtext auch davor, uns etwas einzubilden auf irgendetwas, was wir sind, haben oder können: Es ist uns alles von Gott her zugeströmt. So gehört zu unserm geistlichen Leben beides: die schlichte Demut, in der wir unsere unbedingte Abhängigkeit von Gott erkennen und auch bejahen und der "kräftige Zug": Säuglinge haben in der Regel einen kräftigen Saugreflex, der wiederum den Milchfluss anregt. Vielleicht ist das sogar gemeint, wenn Gott sagt: "Tu deinen Mund weit auf, lass mich ihn füllen!" (Psalm 81,11)
So sei gesegnet und ganz gewiss: Der HERR denkt an dich. Daran lass dir genügen.
Sei gesegnet mit einem "guten Zug", damit Gottes Segensfülle auch in der Tiefe deines Herzens und deiner Existenz ankommt. Sei gesegnet!