Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! Jesaja 6,3
Wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. 1. Petrus 1,15
Tempel Gottes sein
Ein wunderbares Wort ist diese Losung heute - der himmlische Lobgesang der Engel um den Thron Gottes, wie sie der Prophet Jesaja in seiner Berufungsgeschichte hört und sieht. Es ist für den Propheten eine Schlüsselerfahrung; durch diese Vision wird ihm eine besondere Tiefenschau für die Heiligkeit Gottes zuteil. Er ist es, der dem zufolge hinfort von Gott als dem "Heiligen Israels" sprechen wird wie kein anderer Prophet im Alten Testament.
Diese Offenbarung enthält eine große Überraschung: "heilig" - das bedeutete damals: abgesondert, tabu, unzugänglich, Gott vorbehalten, vom alltäglichen und "profanen" Leben getrennt. In der Stiftshütte und im späteren Tempel war das "Allerheiligste" eben der innerste Raum, den niemand betreten durfte, mit Ausnahme des Hohenpriesters und dann auch nur einmal im Jahr. Im Tempel wurde im Gottesdienst eben auch das "Ehre" gerufen (Psalm 29,9) Doch in dieser Vision scheint sich der Tempel zur Welt hin zu öffnen; die Heiligkeit Gottes zieht sich nicht in unzugängliche Tabuzonen zurück, sondern tritt heraus, drängt in die Welt und expandiert sozusagen. Das "Ehre" wird nicht mehr hinter goldenen Tempelmauern gerufen, sondern "alle Lande sind seiner Ehre voll". "Die Erde ist voll deiner Güte" betet der Beter des 119. Psalms. Und "die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen." (Psalm 24,1) Alle Welt wird mit einbezogen und von Gott mit Beschlag belegt. Es gibt keine "gottlosen Orte" mehr, kein "Gottesvakuum" und wir können "Gott in allen Dingen finden" (Ignatius von Loyola).
An diese fundamentale Offenbarung Gottes knüpft der Apostel Petrus an. Was im Alten Testament "alle Welt" ist, ist jetzt für uns "unser ganzer Wandel". Am Anfang unseres Weges mag es noch "fromme" Bereiche und profane Bereiche unseres Lebens geben. Wir praktizieren geistliche Übungen (Stillezeit, Bibellesen, Gottesdienstbesuche) und - manchmal ziemlich bruchhart - daneben unser "weltliches Leben". Unser Leben hat einen Tempel und eine Zone außerhalb des Tempels. Der geistliche Weg ist aber ein Weg der Integration, d.h., diese Aufspaltung in "fromm" und "unfromm", von sakral" und "profan", von "geistlich" und "weltlich" soll schrittweise überwunden werden. Unser ganzes Leben soll "Tempel" werden und damit heilig; alles soll mit Gott zu tun haben. Der "heilige Wandel" ist eben nicht der fehlerlose Wandel, sondern eine Lebensgestaltung, in der wir Jesus in alles mit einbeziehen. Dass das unsere Lebensführung verändern wird, liegt auf der Hand.
Erinnere dich: In Jesus bist du reich gesegnet, gereinigt und geheiligt.
In Jesus bist du gesegnet; dein Lebenswandel sei dein Gottesdienst.
In Jesus bist du gesegnet; dein ganzes Leben sei Seiner Ehre voll!