Mittwoch, 12. Februar 2025
Sie gieren alle, Klein und Groß, nach unrechtem Gewinn, und Propheten und Priester gehen alle mit Lüge um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: "Friede! Friede!" und ist doch nicht Friede.
Jeremia 6, 13-14
Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an.
Römer 12,9
Liebe und Wahrheit
Geht es dir auch manchmal so, dass du ein Bibelwort liest und fast erschrickst über seine Aktualität, weil es wie ein Analyse unserer Gegenwart klingt und nicht wie ein Ausspruch, der vor Tausenden von Jahren getätigt wurde? So geht es mir mit dem Losungwort heute. Das Gewinnstreben ist die Genetik unserer Gesellschaft und der Weltwirtschaft. Und wir geben uns nur zu gerne der Illusion hin, als gäbe es ein gerechtes "Gieren nach Gewinn", das nicht auf irgendjemandes Kosten geht! Aber das ist ein Trugschluss, die Gier des einen ist immer der Schaden eines anderen. Das beschwichtigende "Friede! Friede!" begegnet mir heute in dem überall verwendeten Slogan "Alles gut!" Wohlwissend, dass ich als Pastor heilgeschichtlich auf einem anderen Ast sitze als die Priester und Propheten zur Zeit des Jeremia, muss ich mich schon fragen, ob ich nicht auch zu oft "Friede! Friede!" gepredigt und damit den Schaden des Volkes Gottes, also der Gemeinde, nur obenflächlich zugepflastert und Dinge "heil" genannt habe, die offenkundig "unheil" waren. Je älter ich werde, desto allergischer reagiere ich auf die weitverbreitete Schönfärberei und Schönrederei in Gemeinden, die natürlich sehr fromm verpackt daherkommt; und manchmal kann man den Eindruck gewinnen, als hörten wir es auch nur zu gerne und als wollte auch niemand etwas anderes hören. Damit habe ich mich jetzt ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt...
Die Worte des Apostels Paulus im heutigen Lehrtext sind an Eindeutigkeit und Kürze nicht zu überbieten. Dass unverfälschte Liebe mit Abscheu oder Hass gegen das Böse und Anhänglichkeit gegenüber dem Guten einhergeht, geht uns Heutigen nur schwer ein. Die beiden kurzen Sätze des Lehrtextes gehören auch nicht zu verschiedenen Themen, sodass man sie voneinander trennen könnte, denn Paulus fährt fort: "In der Bruderliebe seid herzlich zueinander, in Ehrerbietung einer dem anderen vorangehend..." Die "unverfälschte Liebe" macht eben gerade nicht blind, sondern ausgesprochen scharfsichtig und vermag untrüglich das Böse von dem Guten zu unterscheiden.
In Jesus bist du gesegnet und in das Licht der Gnade und der Wahrheit Gottes gestellt.
In Jesus bist du gesegnet, befreit und befähigt, ungeheuchelt und unverfälscht zu lieben.
https://www.youtube.com/watch?v=7AsRiAUXPeE