"Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet."
Psalm 8,3
"Als die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die Jesus tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich und sprachen zum ihm: Hörst du auch, was diese sagen?"
Matthäus 21, 15-16
Wenn Gott sein Reich baut und seine Herrschaft aufrichtet, um "den Feind und den Rachgierigen zu vertilgen", wie es in Fortsetzung des Losungswortes heißt, dann braucht er dafür nicht "Heer oder Macht", sondern nimmt das, was für uns Inbegriff der Ohnmacht und des Unvermögens ist: Das Geschrei der jungen Kinder und Säuglinge. D.h. doch: Das Reich Gottes wächst nicht durch menschliche, "erwachsene" Methoden und Kraftanstrengungen, sondern da, wo wir "werden wie die Kinder": "Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen." (Matthäus 18,3) Kinder haben oft ein untrügliches Gespür für das, was in ihrer Umgebung gerade läuft; und sie sind bereit, das auch ziemlich ungeniert zu sagen und zum Ausdruck zu bringen: "Kindermund tut Wahrheit kund" sagt so treffend der Volksmund. Das kann Eltern schon mal in prekäre Situationen bringen - die Schriftgelehrten brachte es jedenfalls auf, weil die Kinder genau das aussprachen, was sie unbedingt verhindern wollten. Es geht also um die Wahrhaftigkeit und den unverstellten Blick auf die Wirklichkeit. Es geht darum, anzuerkennen und wahrzunehmen, was ist - und nicht wie es eigentlich sein sollte und wie wir es aber lieber gerne anders hätten.
Aber noch mehr: Kinder haben oft auch ein untrügliches Gespür für die Welt Gottes und für geistliche Zusammenhänge. Sie sind mit Gott "per du" und sie haben oft einen unverstellten Blick für das, was Gott in dieser Welt tut und einen unmittelbaren Zugang zu dem, was Gott macht. Das bedeutet neben vielem anderen auch, Kinder geistlich ernst zu nehmen und nicht als Wesen zu betrachten, denen wir erst einmal ganz viel beibringen müssen. Sie können auch uns etwas beibringen, wenn wir es zulassen. Das könnte z.B. die Fähigkeit sein, möglichst vorurteilsfrei, vielleicht auch absichtsfrei und mit offenen Sinnen durch die Welt und in Begegnungen hineinzugehen und ehrlich wahrzunehmen, was ist; vielleicht auch das Staunen wieder zu lernen, dass doch das meiste anders ist, als wir uns das dachten; auf jeden Fall aber auf Gottes unbegrenzte Möglichkeiten zu schauen. Ja, die Dinge sind, wie sie sind; weil Gott aber da ist, muss nichts bleiben, wie es ist!
So sei gesegnet mit dem Freimut, zu sagen, was Tatsache und wahr ist.
Sei gesegnet, damit du mit großer Freude in das "Hosianna dem Sohne Davids" einstimmen kannst.
Sei gesegnet mit dem Blick, der Gott in dieser Welt unablässig am Werke sieht.