Nikolaus erzählt ... Der Podcast von Nikolaus Klammer
Im Autorencafé: Literarisches, Fragmentarisches und Gestohlenes
"Mir war, ich stünde im engen Hof eines brennenden Schlosses. Die Flammen brüllten im ersten Stock, ein heißer Wind trieb mir glühende Funken ins Gesicht. Voller Angst suchte ich inmitten des wirbelnden Chaos dieses sturmverworrenen Feuers nach einem Ausgang, nach dem rettenden Tor. Da war es! – und es barst auseinander. Blutige Flammengarben stoben in alle Richtungen – und in der Mitte erblickte ich ein Ross und auf ihm, barhäuptig und wüst zugerichtet, einen Reiter. Es war Dupin! Er vermochte dem Galopp keinen Einhalt zu gebieten. Seine schmerzverzerrten Züge, seine ganze, krampfhaft zuckende, kämpfende Gestalt erweckten mein Mitleiden. Er öffnete die zerrissenen Lippen, welche im Entsetzen durchgebissen waren, rief ein Wort. Es war deutsch, aber ich vermochte ihn nicht zu verstehen. Das Hämmern der Hufe erscholl scharf auf dem Pflaster. Das Ross bäumte sich auf und sprengte über mich hinweg.
Ich schrie und erwachte – blickte in Dupins lächelndes Gesicht, das keineswegs rußverschmiert und verbrannt war. Die Hufe donnerten noch immer, aber sie gehörten den Pferden, die unsere kleine Post eilig durch Regen und Wind gen Teutschland trugen."
Erzähler: Nikolaus Klammer
Musik:
"Visio Di Donna" von Aldo Romano, interpretiert von Heinz Christian.