„Mit der Geburt Christi“, heißt es, „verhielt es sich also. Als seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, fand es sich, ehe sie zusammenkamen, dass sie vom Hl. Geiste empfangen hatte. Joseph aber, ihr Mann, gedachte, da er gerecht war und sie nicht ins Gerede bringen wollte, sie heimlich zu entlassen“. Wie ist denn der gerecht, der glaubte, über die Schwangerschaft seiner Braut keine Untersuchung anstellen zu sollen, der nicht nachforschte nach der Ursache der eingetretenen Schande, der die Ehre des Ehebettes nicht rächt, sondern preisgibt? „Er gedachte, sie heimlich zu entlassen.“ Ein solches Verhalten scheint mehr einem liebenden als einem gerechten Manne zu ziemen; doch so urteilt der Mensch, aber nicht Gott. Vor Gott gilt keine Liebe ohne Gerechtigkeit und keine Gerechtigkeit ohne Liebe; nach himmlischer Auffassung gibt es keine Rechtlichkeit ohne Güte und keine Güte ohne Rechtlichkeit. Sobald man diese Tugenden voneinander trennt, verfallen beide; Rechtlichkeit ohne Güte ist Rohheit und Gerechtigkeit ohne Liebe Grausamkeit.