Was
heißt nun ‚Gott schauen‛? Frag nicht mich! Frag das Evangelium, frag den Herrn selbst! Vielmehr vernimm gleich seine
Antwort: „Philippus, wer mich geschaut, hat auch den Vater geschaut, der mich gesendet hat. Wie kannst du sprechen: zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist?‟ Kein Körper kann doch in einem anderen, kein Geist in einem anderen geschaut werden: indes jener Vater allein wird im Sohn geschaut, bezw. dieser Sohn im Vater geschaut; denn Unähnliches läßt sich nicht in Unähnlichem schauen, vielmehr kann nur unter der Voraussetzung der Einheit des Wirkens und der Kraft der Sohn im Vater und der Vater im Sohne geschaut werden. „Die Werke, die ich vollbringe,
versichert er, vollbringt auch jener‟. In den Werken wird Jesus geschaut, in den Werken des Sohnes auch der Vater wahrnehmbar. Der schaute Jesus, der jenes Geheimnis in Galiläa schaute, weil ja niemand außer dem Herrn der Welt Elemente verwandeln konnte. Ich schaue Jesus, wenn ich lese, wie er einen Blinden die Augen mit Erde bestrich und das Augenlicht zurückgab; denn ich erkenne den wieder, der den Menschen aus Erde bildete und ihm den Geist des Lebens, das Licht der Augen eingoß. Ich schaue Jesus, da er Sünden vergibt; denn niemand kann Sünden nachlassen als Gott allein. Ich schaue Jesus, da er den Lazarus auferweckt, während ihn die Augenzeugen (des Vorganges) nicht schauten. Ich schaue Jesus, schaue desgleichen den Vater, da ich die Augen zum Himmel erhebe, nach den Meeren wende, zur Erde zurücklenke; „denn was an ihm unsichtbar ist, wird in den geschaffenen Dingen geistig wahrgenommen‟.