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Es wollte uns nun der gottselige Archebius zuerst zu Chäremon führen, der näher bei seinem Kloster und älter war als die beiden Andern. Denn obwohl er Das hundertste Lebensjahr voll geistiger Frische überschritten hatte, so war doch sein Rücken durch Das Alter und Das beständige Gebet so gekrümmt, dass er gleichsam zum ersten Kindesalter zurückgekehrt war und mit herabhängenden und bis zur Erde ausgestreckten Händen einherging. Als wir nun Antlitz und Gang desselben verwundert anblickten, — denn er hatte ja trotz der ganz gebrechlichen und abgetöteten Glieder die frühere strenge Buße nicht aufgegeben, — als wir ferner ihn um Unterredung und Belehrung demütig baten und beteuerten, dass nur die Sehnsucht nach geistlichen Unterweisungen Ursache unserer Ankunft sei: da seufzte Jener tief und sprach: „Was kann ich Euch an Lehre bieten, da die Schwäche des Greisenalters sowohl die frühere Strenge lähmte, als auch die Sicherheit im Reden nahm? Oder wie soll ich mir herausnehmen, zu lehren, was ich selbst nicht tue, und einen Andern in dem unterweisen, was ich selbst, wie ich wohl sehe, bereits zu wenig und zu lau übe? Ich habe deshalb nicht geduldet, dass ein Jüngerer bis zu diesem Alter mit mir zusammenwohne, damit nicht durch mein Bespiel die Strenge eines Andern nachlasse. Denn nie wird der Einfluss des Lehrenden wirksam sein, wenn er ihn nicht durch die Kraft seiner Tat im Herzen des Hörenden festigt.“