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Description

Ich fragte die Erde, und sie sprach: „Ich bin es nicht“, und alles, was auf ihr ist, bekannte das gleiche. Ich fragte das Meer und die Abgründe und das Gewürm, das darinnen lebt, und sie antworteten: „Wir sind nicht dein Gott, suche ihn über uns“. Ich fragte die wehenden Winde, und der gesamte Luftkreis mit seinen Bewohnern sprach: „Anaximenes2 irrt; ich bin nicht Gott“. Ich fragte Himmel, Sonne. Mond, Sterne; sie antworteten: „Auch wir sind nicht Gott, den du suchest“, Und ich sprach zu allen Dingen, die sich meinen Sinnen darbieten: „Sprechet zu mir von meinem Gotte, weil ihr selbst es nicht seid, sprechet zu mir etwas über ihn“. Und sie antworteten mit lauter Stimme: „Er selbst hat uns geschaffen“3. Meine Frage bestand aber in sinnender Betrachtung, und ihre Antwort war ihre Schönheit, Und ich wandte mich nun zu mir selbst und sprach zu mir: „Wer bist denn du?“ Und ich antwortete: „Ein Mensch“. Denn sieh, aus Leib und Seele bestehe ich, dem äußeren und inneren Bestandteile meines Wesens. Von welchem dieser beiden aus musste ich nun meinen Gott suchen? Bereits hatte ich ihn mit meinem Körper gesucht von der Erde bis zum Himmel, soweit ich nur die Strahlen meiner Augen als Boten senden konnte. Doch wertvoller ist mein innerer Mensch. Denn ihm als ihrem Vorsteher und Richter erstatteten alle körperlichen Boten Bericht über die Antworten des Himmels und der Erde und aller Dinge, die darin sind, und sprachen: „Wir sind nicht Gott“ und: „Er selbst hat uns geschaffen“. Der innere Mensch erkannte dies durch die Vermittlung des äußeren; mein inneres Ich erkannte dies, ich, ich, der Geist erkannte dies durch die Sinne meines Körpers. Ich fragte die gesamte Welt über meinen Gott, und sie antwortete mir: „Ich bin es nicht, sondern er hat mich geschaffen“.