Groß, o mein Gott, ist die Macht des Gedächtnisses, überaus groß; ein weites, unermeßliches, inneres Heiligtum. Wer hat es je gegründet? Und das ist eine Kraft meines Geistes und gehört zu meiner Natur; aber dennoch fasse ich nicht ganz das, was ich bin. Also ist der Geist zu enge, um sich selbst zu fassen? Wo mag das sein, was er von sich nicht faßt? Etwa außer ihm und nicht in ihm selbst? Warum also faßt er es dann nicht? Gewaltige Verwunderung erfaßt mich, und Staunen ergreift mich deshalb. Und die Menschen gehen und bewundern die Höhen der Gebirge, die gewaltigen Wogen des Meeres, den breiten Fluß der Ströme, den Umfang des Ozeans und den Umlauf der Gestirne, auf sich selbst aber achten sie nicht, sie wundern sich nicht, daß ich dies alles, während ich davon sprach, nicht mit Augen sah,und doch würde ich nicht davon sprechen, wenn ich nicht Berge und Fluten und Ströme und Gestirne, die ich gesehen, und den Ozean, von dessen Vorhandensein ich nur gehört habe, innen in meinem Gedächtnisse in eben so gewaltiger Ausdehnung wie draußen in der Wirklichkeit erblickte. Und doch habe ich diese Gegenstände nicht etwa, als ich sie mit Augen sah, in mich aufgenommen; auch sind sie gar nicht selbst bei mir, sondern nur ihre Bilder, und ich weiß nur, welcher Sinn meines Körpers mir ihre äußere Form vermittelt hat.