Es sind uns aber auch vorbildliche Handlungen der Alten entweder in mündlicher Überlieferung erhalten oder in den Schriften von Dichtern und Geschichtsschreibern niedergelegt, und auch den Nutzen hieraus dürfen wir nicht außer Acht lassen. Ein Beispiel. Es schmähte den Perikles irgendein Marktschreier, ohne dass dieser darauf achtete. Ja, einen ganzen Tag lang überhäufte das Lästermaul den Perikles schonungslos mit seinen Schmähungen; er aber kümmerte sich nicht um ihn. Als es dann bereits Abend und dunkel geworden war und jener immer noch nicht gehen wollte, ließ ihn Perikles mit einem Licht [nach Hause] geleiten, um sich so recht in der Schule der Weisheit zu üben. — Wieder ein anderer war über Euklid von Megara aufgebracht, hatte ihm den Tod angedroht und geschworen. Er seinerseits aber schwur, er werde ihn gewiss versöhnen und seinen Feind beschwichtigen. Wie wertvoll und wichtig, die Erinnerung an solche Vorbilder wachzurufen, sooft ein Mann vom Zorne erfasst wird! Dagegen muss man auf der Hut sein vor der Tragödie, die einfach sagt: „Gegen Feinde bewaffnet Zorn die Hand.“ Vielmehr ist es das Beste, überhaupt nicht in Zorn zu geraten. Ist das nicht das leichteste, dann wollen wir ihn wenigstens mit unserer Vernunft zügeln und ihn nicht weiter austoben lassen.