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Description

Was soll ich nun, mein geliebtester Bruder, dich beweinen, der du mir so entrissen wurdest, dass du Aller Bruder würdest? Der Verkehr mit dir ist mir nicht genommen, sondern nur geändert: vordem waren wir leiblich unzertrennlich; jetzt sind wir ungeteilt im Herzen, du bist immer bei mir, du wirst auch stets bei mir bleiben. So lange du mit mir im Leben verbunden warst, hat niemals das Vaterland dich mir entrissen; niemals hast du selbst mir das Vaterland vorgezogen, und jetzt hast du für das andere Vaterland die Gewähr übernommen für uns beide; denn ich habe schon begonnen, dort kein Fremder mehr zu sein, wo mein besserer Teil ist. Ich war ja niemals ganz in mir abgeschlossen; vielmehr war stets der größere Teil von uns Beiden in einem anderen; wir waren ja Beide in Christo, in dem Alles ruht, das Ganze wie jeder Theil. So ist mir dieser Grabhügel angenehmer als die Stätte der Geburt: denn hier ruht die Frucht der Gnade, nicht die der Natur.