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Description

So irrt derjenige, der eine Darlegung des Gesetzes (Glaubensinhaltes) schon als Glaube betrachtet; er vermischt zwei ganz verschiedene Dinge. Eine Darlegung entwickelt einerseits das Gesetz nach seinem Inhalt, aber andererseits entwurzelt sie den Glauben; denn Glaube ist nicht mehr vorhanden, wenn man nach ihm sucht. Und dann: Das Gesetz ist für alle gemeinsam, der Glaube ist Privatsache des einzelnen. Das Gesetz ist immer aus dem Buche der Genesis zu entnehmen; der Glaube hat seine feste Wurzel allein im freien eigenen Entschluss. Das Gesetz wandert von dem einen zum andern; der Glaube geht unter, wenn er einmal auch nur in einer Richtung von seinem Standpunkt abweicht. Das Gesetz kann sich nur an das Gewissen des Menschen wenden, aber nicht in dasselbe hineinsehen; der Glaube reinigt das Gewissen bis ins Mark, damit es auch nicht im Innersten noch eines Vergehens sich schuldig fühle; denn ein Mensch, der sein Gewissen nicht fürchtet, fürchtet auch Gott nicht. Und weiter: Das Gesetz wird nur in Bruchstücken gelernt und gelehrt; es wird nicht in seinem ganzen Inhalt erfasst und nicht in seinem ganzen Inhalt im Gedächtnis behalten; es werden für dasselbe von jedermann die Beweisgründe geltend gemacht, wie sie seiner Geistesanlage entsprechen; es wird von allen erstrebt und von keinem erfüllt. Es bringt nur den Willen Gottes zur Kenntnis, aber nicht seinen Ursprung oder sein Wesen.