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Description

Während die Philosophen der früheren Zeit in ihren Anschauungen über die Vorsehung übereinstimmten und keine Ungewissheit darüber herrschte, dass die Welt von Gott mit Vernunft geschaffen ist und mit Vernunft regiert wird, so trat zuerst von allen Protagoras zu den Zeiten des Sokrates mit der Behauptung auf, es sei ihm nicht ganz klar, ob es eine Gottheit gebe oder nicht. Diese Sprache ward für so gottlos, so im Widerspruch mit Wahrheit und Religion erachtet, dass die Athener ihn selbst aus ihren Grenzen vertrieben und seine Schriften in öffentlicher Versammlung verbrannten. Auf seine Ansichten brauchen wir nicht näher einzugehen, da er nichts Bestimmtes ausgesprochen hat. In der Folgezeit blieben Sokrates und sein Zuhörer Plato sowie die Philosophen, die von Platos Schule wie Bächlein nach verschiedenen Richtungen sich ergossen, die Stoiker und Peripatetiker, bei den Anschauungen der früheren Zeit. Später trat Epikur auf und erklärte: „Es gibt zwar einen Gott; denn es muss etwas in der Welt sein, das hervorragend, ausgezeichnet und glückselig ist; aber eine Vorsehung gibt es nicht. Bei der Entstehung der Welt hat weder Vernunft noch Kunst noch Geschicklichkeit gewaltet, sondern das All der Dinge hat sich aus gewissen winzigen Sämchen, die unteilbar sind, zusammengesetzt.“ Das ist wohl der größte Widerspruch, den man sich denken kann. Wenn es einen Gott gibt, so muss er seinem Wesen nach fürsorgend sein; denn anders kann ihm die Gottheit nicht zuerkannt werden, als wenn er die Vergangenheit innehat, die Gegenwart erkennt und die Zukunft voraussieht.