Listen

Description

Es ist mir mitgeteilt worden, Brüder, dass einige Brüder unter sich gelegentlich einer Erörterung die Frage aufgeworfen haben, wie der Vater und der Sohn und der Heilige Geist sowohl drei als auch eins seien. Ihr seht aus der Fragestellung, wie gefährlich eine solche Erörterung ist. Ein aus Lehm gebildetes Gefäß lässt sich in Erwägungen über den Schöpfer ein und kann nicht einmal zur Ergründung seiner eigenen Natur gelangen. Voller Neugier sucht es über das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu wissen, was selbst die Engel des Himmels nicht zu ergründen vermögen. Denn was sprechen die Engel? „Wer ist jener König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen ist der König der Herrlichkeit.“ Ähnlich schreibt Jesaja: „Wer ist jener, der heraufsteigt von Edom, angetan mit weißen Kleidern?“ Wir sehen, dass sie zwar Gottes Schönheit preisen, dass sie sich aber nicht auslassen über seine Wesenheit. Darum wollen auch wir uns einfachhin bescheiden. Wenn du die göttliche Natur ergründen willst, wenn du zu wissen wünschest, was Gott sei, dann merke, dass du es nicht weißt. Darüber brauchst du dich jedoch nicht zu betrüben; denn selbst die Engel wissen es nicht, und auch kein anderes Geschöpf weiß es. Doch bin ich auf den Einwand gefasst: „Warum glaube ich denn, was ich nicht begreife?“ Ja, warum bin ich denn ein Christ, da ich doch nicht weiß, wie ich ein Christ geworden bin? Ich will ganz einfach sprechen, ehe ich die Heilige Schrift anführe. Mein Christ, warum kommst du dir so unwissend vor? Wenn du weißt, dass du nichts weißt, wirst du dir dann im Gegenteil nicht vorkommen als einer, der ein größeres Wissen sein eigen nennt?