Was also geht in der Seele vor, dass sie sich mehr freut, wenn sie Gegenstände, die sie liebt, wiederfindet oder wiedererhält, als wenn sie sie ständig besessen hätte? Dass dem so ist, dafür sprechen noch viele andere Zeugnisse, und überall rufen uns solche entgegen: "So ist es". Es triumphiert der siegreiche Kaiser; und er hätte nicht gesiegt, wenn er nicht gekämpft hätte, und je größer die Gefahr in der Schlacht, desto größer die Freude des Triumphes. Ein Sturm schleudert die Seefahrer hin und her, und Schiffbruch droht; alle erblassen angesichts des nahen Todes; aber Himmel und Meer werden ruhig, und übergroß wird ihre Freude, wie ihre Furcht übergroß war. Ein Freund ist krank, sein Puls verkündet Schlimmes; alle Herzen, die seine Genesung wünschen, leiden mit ihm. Aber er erholt sich; zwar wandelt er noch nicht mit der früheren Kraft umher, aber die Freude ist schon größer als damals, da er noch in Gesundheit und Kraft einherging. Selbst die rein sinnliche Freude des menschlichen Lebens erwerben sich die Menschen nicht durch unerwartete und gegen ihren Willen auf sie eindringende Beschwerden, sondern durch solche, die sie absichtlich herbeiführen. Essen und Trinken macht kein Vergnügen, wenn nicht die Beschwerde des Hungers und Durstes vorhergeht. Die Trinker genießen etwas Gesalzenes, so dass ein lästiges Brennen entsteht; der Genuss entsteht dann, wenn sie das Brennen durch Trinken löschen. Überall geht der größeren Freude größeres Leid voraus.