Alles Zusammengesetzte fällt der Auflösung anheim. Alles, was sich durch Zusammensetzung gebildet hat, geht der Auflösung entgegen. Wenn unser Leib den Geist kurze Zeit umschlossen hat, dann erlöschen wir wie eine Wasserblase und lassen keine Spur dieses vorübergehenden aufgeblasenen Dunstes im Leben zurück. Säulen, Steine und Inschriften erhalten unser Andenken, und auch diese dauern nicht ewig. Wenn du also dies in Betreff deiner Person bedenkest, so sei nicht hohen Sinnes, sondern fürchte dich, wie der Apostel sagt. Es ist ungewiss, ob du nicht gegen dich selbst Hartherzigkeit vorschreibst. Du fliehst, nicht wahr, vor dem Kranken? Was kannst du ihm vorwerfen? Dass die Feuchtigkeit in ihm verdorben und ein gewisser eiternder Saft in das Blut gemischt ist, weil die schwarze Galle sich in die Feuchtigkeit ausgegossen hat? Denn so kann man die Ärzte sich äußern hören, welche die Natur der Krankheiten erklären. Was für ein Unrecht begeht also der Mensch, wenn die Natur eine schwankende und unbeständige Substanz ist und in diese Gattung der Krankheit fällt? Siehst du nicht auch an den gesunden Körpern, dass, wer im Übrigen sich wohl befindet, von einer Entzündung oder einem Geschwür oder einem ähnlichen Leiden ergriffen wird, indem an einem Teil die Feuchtigkeit über Gebühr sich erhitzt und deshalb Entzündung, Röte und eiternde Fäulnis eintritt? Wie nun? Führen wir etwa Krieg mit dem kranken Teil des Fleisches? Gerade im Gegenteil wenden wir alles, was am Körper gesund ist, zur Heilung des kranken Teiles an. Die Krankheit ist also nicht zu verabscheuen. Denn es würde sonst auch an uns selbst, wenn ein Teil krank ist, der gesunde Theil vor der Pflege des kranken zurückschrecken. Was ist aber die Ursache, die uns von solchen Menschen zurückhält? Was ist es?