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Description

Man kann vom Neide nur umstrickt werden, wenn man sich ihm in Vertraulichkeit naht. Laut einem weisen Worte Salomos „kommt dem Menschen die Eifersucht von seinem Genossen.“ Und so ist es in der Tat. Der Skythe beneidet den Ägypter nicht, sondern ein jeder seinen Landsmann. Und unter Landsleuten beneidet man nicht die Unbekannten, sondern die unmittelbare Verkehrswelt, und unter dieser wieder die Nachbarn, die Geschäftsgenossen und die sonstwie Nahestehenden, unter diesen wieder die Gleichaltrigen, Verwandten und Brüder. Kurz, wie der Mehltau eine besondere Krankheit des Getreides ist, so ist der Neid eine Pest für die Freundschaft. Indes wäre vielleicht an diesem Laster das eine zu loben: Je heftiger es auftritt, desto schmerzlicher wird es für den, der daran leidet. Wie mit Ungestüm abgeschossene Pfeile, die einen harten und widerstandskräftigen Gegenstand treffen, auf den Schützen zurückprallen, so schädigen die Regungen des Neides nicht den Beneideten, sondern schlagen dem Neider Wunden. Wer hat je mit seinem Ärger die Güter des Nebenmenschen verringert? Er hat sich nur selbst im Gram verzehrt und abgehärmt.