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Description

Dasselbe läßt sich freilich auch von den Geschichtschreibern sagen, besonders wenn sie den Hörern zum Gefallen und zum Vergnügen Geschichten erzählen. Auch die Fertigkeit der Rhetoren im Lügen wollen wir nicht nachahmen. Weder in den Gerichtshöfen noch bei anderweitiger Betätigung steht uns die Lüge an, uns, die wir doch den wahren und rechten Lebensweg eingeschlagen haben, und denen durch ein Gesetz geboten ist , nicht zu prozessieren. Dagegen wollen wir gern von ihnen lernen, soweit sie die Tugend lobten oder das Laster rügten. Denn wie die meisten Geschöpfe von den Blumen nur etwas haben, insoweit sie an deren Duft oder Farbe sich ergötzen, die Bienen aber auch Honig aus ihnen zu gewinnen wissen, so werden auch die, die nicht bloß nach dem Angenehmen und Ergötzlichen solcher Schriften haschen, daraus auch einigen Gewinn für ihre Seele erzielen. Ja, ganz nach dem Vorbilde der Bienen müßt ihr mit jenen Schriften umgehen. Diese fliegen ja nicht allen Blumen unterschiedslos zu, noch wollen sie die, die sie besuchen, ganz wegtragen, vielmehr nehmen sie nur soviel mit, als sie verarbeiten können, und lassen das Andere gern zurück. Wollen wir klug sein, dann eignen wir auch aus jenen Schriften nur das uns Passende und der Wahrheit Verwandte uns an, übergehen aber das andere. Und wie wir beim Pflücken der Rose die Dornen vermeiden, so werden wir auch bei einer nutzbringenden Benützung solcher Schriften vor dem Schädlichen auf der Hut sein. Wir müssen also gleich von vorneherein jede Wissenschaft ins Auge fassen und auf den Zweck einstellen oder, wie das dorische Sprichwort sagt, „den Stein nach der Schnur richten“.