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Description

Der Schatzmeister der Königin der Äthiopier, jener Barbar, der vor der Welt in hohem Ruhme stand, vernachlässigte die Schriftlesung nicht einmal während seiner Reise auf dem Wagen, sondern er hatte die Schrift des Propheten Jesaja in den Händen und verwandte großen Fleiß auf seine Lesung, obgleich er nicht verstand, was darin enthalten war. […] Betrachte mit mir, was das Großes war, selsbt unterwegs und sogar auf dem Wagen sitzend, die Schriftlesung nicht zu vernachlässigen. Das sollen jene hören, die sich nicht einmal zu Hause dazu herbeilassen, sondern sich einbilden, die Schriftlesung sei etwas Überflüssiges. Weil sei mit einer Frau zusammenleben, für Kinder sorgen, Dienern vorstehen und sich um anderes kümmern müssen, glauben sie, es gezieme sich nihct für sie, sich mit der Lesung der göttlichen Schriften zu befassen. [… Der Kämmerer] hat sich auf die Lesung verlegt und nicht gesagt, was jetzt viele sagen: „Ich verstehe nicht, was in der Schrift steht. Ich kann die Tiefe des Geschriebenen nicht begreifen. Warum soll ich umsonst und vergeblich die Mühe auf mich nehmen, wenn ich beim Lesen niemand habe, der mich leiten kann?“ Nichts von all dem dachte der Mann. […] Dieser Barbar ist imstande, uns allen ein Lehrmeister zu werden: denen, die ein Privatleben führen, und denen, die sich in höherer Stellung befinden, mit einem Worte allen Männern und Frauen; um so mehr, je mehr sie in der Häuslichkeit leben. Sie alle sollen lernen, dass keine Zeit ein Hindernis für die Lesung der göttlichen Worte ist; dass es möglich ist, darauf Sorgfalt zu verwenden, nicht nur zu Hause, sondern auch, wenn man über den Markt schreitet, auf Reisen ist, sich in Gesellschaft vieler befindet oder in Geschäfte verstrickt ist.