Schon bald nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahre 1989 begann eine Diskussion um die Frage, ob und inwieweit die zu erwartenden Entwicklungen innerhalb der osteuropäischen Gesellschaften Blaupausen für die Öffnung und Demokratisierung von Unternehmen sein könnten. Umgekehrt erhoffte man sich von einer aktiv betriebenen Demokratisierung der Unternehmen Rückkopplungseffekte auch für die Gesellschaften im Osten und im Westen. Nun wirft sich natürlich die berechtigte Frage auf, ob und inwiefern denn gesellschaftliche Phänomene aus betriebswirtschaftlicher Perspektive, also vom Grundprinzip des Gewinnmaximierungsgedankens ausgehend, für Unternehmen relevant sind. Schließlich ist Demokratie kein Selbstzweck, sind Unternehmen keine Soziallabors. Die Antwort ist relativ simpel: Demokratisch organisierte Unternehmen sind effizienter und flexibler, die Mitarbeiter sind motivierter, interessierter und involvierter. Diese Erkenntnis hatte sich schon durchgesetzt, bevor es den globalen Informationsraum gab, in dem wir uns seit vielen Jahren Tag für Tag und Stunde um Stunde aufhalten, um zu recherchieren, zu kommunizieren, zu werben etc. pp. Wenn wir von Demokratie im Betrieb sprechen, bezieht sich dies auf die Mitbestimmung des sich als Souverän empfindenden und entsprechend auftretenden Mitarbeiters. Seine kreativen Potentiale werden immer stärker nachgefragt. Angesichts der prozessbeschleunigenden und –vereinfachenden Digitalisierung müssen sie jederzeit niederschwellig abrufbar sein. Diese Neudefinition des Mitarbeiters bringt die Notwendigkeit mit sich, die Organisationsstrukturen von Unternehmen auf neuen Fundamenten zu errichten. Die Demokratisierung von Unternehmen wurde erst mit der Entstehung und Etablierung des Internets realisierbar. Wie stark die Digitalisierung den Diskurs über die Demokratisierung von Gesellschaften und Unternehmen bestimmt, zeigt sich in der Tatsache, dass die Debatte über dieses Phänomen von Anfang an insbesondere im Umfeld von IT-Unternehmen stattfand. In IT-Unternehmen wurden (und werden) die am weitesten reichenden Maßnahmen umgesetzt, die auf die Beteiligung von Mitarbeitern an Unternehmensentscheidungen zielen. Diese Maßnahmen haben mit den althergebrachten, in Deutschland vom Betriebsverfassungsgesetz vorgegebenen Mitbestimmungsformen nicht mehr viel zu tun. Es geht nicht mehr in erster Linie um klassische gewerkschaftliche Forderungen wie Arbeitszeitverkürzungen und Lohnerhöhungen. Mitarbeitern von IT-Firmen, deren Motivation und Identifikation im Wesentlichen von dem Wunsch nach Sinnhaftigkeit und Selbstentfaltung getragen wird, geht es um die Mitformulierung von Unternehmenszielen. Da sie verantwortlich bei der Erreichung von Unternehmenszielen mitwirken, wollen sie in die Gestaltung der strategischen Maßnahmen so mit einbezogen werden, dass ihnen auch eine beratende Funktion zukommt IT-Unternehmen nehmen also, was die Demokratisierung von Firmen anbelangt, ganz klar eine Vorreiterrolle ein. Nach wie vor Fordistisch-hierarchisch-bürokratisch organisierte Unternehmen stehen angesichts der unumgänglichen Digitalisierung vor dem Problem, sich neu erfinden zu müssen.
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