Mit Maximilian Kloppert unterhält sich Bruno über den Roman Allegro Pastell von Leif Randt, der 2020 kurz vor der Pandemie erschienen ist und seitdem vom Feuilleton und der germanistischen Forschung als Generationenroman gefeiert wird. Im Frühjahr soll eine Verfilmung in die Kinos kommen und der neue Roman Let's Talk About Feelings von Leif Randt ist vor kurzem erschienen. Die soziologische Matrix des Romans bildet Reckwitz' Gesellschaft der Singularitäten: Wir befinden uns in einer positiven Affektkultur und nehmen alle an dem übergreifenden Wettbewerb der Authentizität teil. Wir kommunizieren um der Kommunikation willen, wählen aus unserem Gefühlsleben die Emotionen, die uns wie ein Reel oder eine Story auf Instagram besonders gut gefallen und müssen uns ständig fragen, ob das, was wir tun und lassen, sozial sanktioniert wird. Die vollkommen unkritische und neutrale Darstellung von kalkulierten Rauscherfahrungen, Work-Life-Balance-Gerede, verflachten, ausgehöhlten Gefühlswelten und unpathetischen Beziehungsdramen wirft die Frage auf, ob der Roman ideologische Sackgassen zeigt oder selbst eine ist. Wie affirmativ darf Pop sein oder hat die Moral hier überhaupt nicht reinzureden? Diese und viele weitere Fragen bilden eine umfassende Besprechung des von der Kritik hochgelobten "Generationenromans".
Inhalt:
0:00 Begrüßung und Vorstellung des Gastes
5:45 Hinführung zum Thema: Allegro Pastell
10:29 Werkverzeichnis und literaturgeschichtliche Einordnung
13:25 Inhaltsangabe des Romans
20:39 Analyse und erste soziologische Deutungen: Ein Roman der Singularitäten (Reckwitz)
30:05 “Poetik der Mittelbarkeiten”: Digitale Kommunikation, Drogen und Rauschprotokolle
39:22 Positive Affektkultur, emotionale Verflachung
42:37 Pop 3.0
45:55 Eine Schlüsselszene: Teezeremonie und “vorauseilende Wehmut”
51:06 Verhältnis von politischer Realität und Fiktionalität
54:20 Die scheinfreie schöne neue Welt?
01:04:19 Kritik I: “Topischer Roman”, Postironie, Minimalsatire
01:09:11 Kritik II: “Sackgassenkunst” oder affirmative Literatur?
Literatur:
Leif Randt: Allegro Pastell (2020)
Maximilian Kloppert ist Mitarbeiter am Erich Auerbach Institute for Advanced Studies (Universität zu Köln). Parallel promoviert er zur Aufwertung der Materialität der Handschrift um 1800.
https://auerbach-institut.phil-fak.uni-koeln.de/team/maximilian-kloppert
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